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Caracciola auf Mercedes-Benz W 25E siegt 1936 Monaco Grand Prix, Monte Carlo
1936 Vorstellung der Hauptkonkurrenten Auto Union – Alfa Romeo – Mercedes-Benz
Auto Union
Zum ersten Mal kam auch die Auto Union, bei der einige Änderungen zu verzeichnen waren, an die Riviera. Rennleiter Willy Walb war durch den etwas energischeren und sachlich nüchternen Dr. Karl Feuereissen ersetzt worden. Das Chassis des 16 Zylinder-Rennwagens wurde leicht verschmälert und etwas verkürzt und somit wendiger. Der Motor hatte einen auf sechs Liter vergrößerten Hubraum und leistete nun 520 PS. Beim Monaco Grand Prix trat das Werk mit drei Wagen an – für Hans Stuck, Achille Varzi und Bernd Rosemeyer, die alle gleichermaßen mit dem Heckmotor kämften.
Alfa Romeo
In der Grand-Prix-Saison 1936 kamen erstmals die politischen Wirren zum Tragen. Die französischen Piloten Louis Chiron und René Dreyfus hatten den italienischen Rennstall verlassen. Zum Monaco Grand Prix erschien die Scuderia Ferrari mit vier der Ende letzten Jahres vorgestellten 3,8 Liter Alfa Romeo 8C-35 für ihre nun rein italienische Fahrermannschaft Tazio Nuvolari, Antonio Brivio, Giuseppe Farina und Mario Tadini.
Mercedes-Benz
Um gegen die Herausforderung der neuen Auto Union- und Alfa Romeo-Rennwagen bestehen zu können, war bei Daimler- Benz ein größerer Motor entwickelt worden. Um das 750 kg-Limit einzuhalten wurden Chassis und Radstand des W 25 verkleinert und versucht, in das nun leichtere Fahrzeug den neuen starken Motor einzubauen. Der Versuch schlug fehl und aus Zeitgründen sah man sich gezwungen, einen in Eile auf 4,74 Liter modifizierten Vorjahresmotor zu verwenden. Im Grand Prix von Monte Carlo fuhren Rudolf Caracciola und dessen Freund Louis Chiron, der auf Caracciolas Fürsprache hin im Mercedes-Team Aufnahme gefunden hatte, die neuen leichteren und kürzeren Modelle mit dem stärkeren Motor. Luigi Fagioli und Manfred von Brauchitsch mussten mit den älteren W 25 vorlieb nehmen.
1936 Monaco Grand Prix – Rennstart
Als die Flagge zum ersten Europameisterschaftslauf der Saison fiel, schossen – unter sintflutartigem Regen hohe Fontänen aufspritzend – achtzehn Rennwagen mit infernalischem Geheul davon – an der Spitze Caracciolas Mercedes und der rote Alfa Romeo Nuvolaris, gefolgt von Chirons Mercedes und Stucks Auto Union.
Der letzte Starter war Mario Tadini in Graf Brivios Alfa Romeo, bei dessen Wagen man schon bei der Startaufstellung starken Ölverlust festgestellt hatte. Ende der ersten Runde stellte Tadini das lecke Fahrzeug in der Box ab, nachdem er literweise Öl auf dem ganzen Rundkurs verteilt hatte, und ganz besonders viel am Quai de Plaisance, kurz vor der Schikane, die er sehr langsam durchfuhr. Das sollte den Verlust von fünf weiteren Rennwagen nach sich ziehen.
Unfall in der Schikane

Die zwei Führenden, Caracciola (Mercedes-Benz) und Nuvolari (Alfa-Romeo), hatten sich schon bald weit vom übrigen Feld abgesetzt und Anfang der zweiten Runde überrundeten sie den schleichenden Tadini bevor er in der Schikane sein Öl ablassen konnte. Die Straße war nass vom Regen und die nachfogenden Fahrer konnten in den glänzenden Wasserlachen das Öl nicht erkennen.
Als der Nächste, Chiron im Mercedes-Benz, die Schikane passierte, schlidderte er auf dem glitschigen Öl in die Sandsäcke. Die ihm folgenden Auto-Unionfahrer Rosemeyer, Varzi, Stuck und sein Teamkollege Fagioli kamen ohne Behinderung durch. Doch dann machte es ihm Farina nach und der heranbrausende von Brauchitsch bohrte die Nase seines Mercedes ins Heck von Farinas Alfa. Trossi auf dem Werks-Maserati kam mit dem Schrecken davon, als er in die aufgerissene Barriere rutschte jedoch weiterfahren konnte. Die Schikane war blockiert, doch glücklicherweise kein Fahrer verletzt. In der nächsten Runde gesellte sich noch Siena mit seinem Maserati zu ihnen und in der neunten Runde erwischte es auch noch Fagioli, dem bei Aufräumarbeiten versehentlich Sand ins Gesicht gestreut wurde.

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Caracciola auf Mercedes-Benz W 25E und Nuvolari auf Alfa Romeo 8C-35 passieren die Schikane
Caracciola (Mercedes-Benz W 25E) versus Nuvolari (Alfa-Romeo 8C-35)
Caracciola hatte sich abgesetzt, aber Nuvolari schloss wieder auf und in den folgenenden Runden entspann sich ein aufregender Kampf um den ersten Platz, den die anwesenden Italiener in leichte Ekstase versetzte. Sie konnten genau nachverfolgen, dass Nuvolari die halb-blockierte Schikane kühner durchfuhr als der vorsichtige Caracciola und in der zehnten Runde dann war es soweit. Miteinander schossen die zwei Rivalen die Auffahrt zum Casino hinauf und – –
Nuvolari auf Alfa Romeo 8C-35 führt
Der Regen hatte etwas nachgelassen und der Alfa Romeo war an Caracciolas Mercedes vorbeigezogen – Nuvolari führte! Die Begeisterung der Zuschauer war grenzenlos, ein lautes »Il passato!« der vielen anwesenden Italiener scholl durch die Lüfte – Nuvolari war in seinem Element und er preschte davon – – –
Caracciola auf Mercedes-Benz W 23E in Front
Mit vollem Tank war der Alfa Romeo sicher auf der Straße gelegen, doch je mehr sich sein Tank leerte und dadurch sein Heck leichter wurde, um so schwieriger war es für Nuvolari geworden, den Wagen bei hoher Geschwindigkeit sicher auf dem schlüpfrigen Kurs zu halten. So sehr er sich auch anstrengte, aufs Gefährlichste die Kurven schnitt –
Caracciola war dem Italiener immer näher gekommen und in der 27. Runde – als ein besonders heftiger Sturzregen herniederprasselte – mit neuem Rundenrekord an ihm vorbeigezogen. Mit jeder der folgenden Runden wurde der Mercedesmeisterfahrer schneller – –
Hans Stuck auf Auto Union C vor Tazio Nuvolari auf Alfa-Romeo 8C-35
Bei Halbzeit waren von den gestarteten 18 Fahrzeugen nurmehr die Hälfte im Rennen und – bis auf Achille Varzi und Hans Stuck in ihren Auto Union-Rennwagen – alle von den führenden Kontrahenten Caracciola (Mercedes-Benz) und Nuvolari (Alfa Romeo) überrundet.
Inzwischen war der Kurs von den starken Regenschauern rein gewaschen und der Himmel klarte etwas auf. Stuck, der hinter Vazi lag, steigerte das Tempo, ging an seinem Teamgefährten vorbei und schloss zu Nuvolari auf. Einige Runden später überholte er ihn und lag jetzt an zweiter Position.
Regenmeister Caracciola auf Mercedes-Benz W 25E überrundet Nuvolari im Alfa Romeo 8C-35
Nachdem Hans Stuck den Alfa Romeo Nuvolaris überholt hatte, musste Tazio zum Tanken an die Box. Dadurch erbte der zweite Auto Union-Fahrer Varzi den dritten Platz hinter Stuck. Mit einem Rückstand von einer Runde nahm Nuvolari sein aussichtsloses Rennen wieder auf.
Oben sehen wir Caracciola auf Mercedes-Benz beim Überrunden von Nuvolaris Alfa-Romeo.
Im letzten Drittel verringerten sich die Geschwindigkeiten, lediglich Varzi setzte sich noch vor Stuck. Caracciola, mit einem Vorsprung von über einer Minute und ständig gut informiert durch Rennleiter Alfred Neubauer, konnte in Ruhe seinem Sieg entgegen fahren.
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1936 Tripolis Gran Prix, Mellaha Die Auto Union C dominieren

Bisher war die Veranstaltung in Tripolis stets sehr attraktiv für die Teams: Es winkten sommerliche Hitze, während Europa noch fröstelte, exotisches Ambiente über Marmor und unter Palmen, rauschende Feste und üppige Preisgelder, zumal Italien mit großer Spielfreude im Rahmen einer Lotterie auf Sieger und Platzierte setzte. Kein Wunder, dass sie den Weg dorthin gern antraten.
Doch diesmal empfing sie ein heißer Wüstenwind, der Ghibli. Mit einer bleiernen Schwüle bis zu 40 Grad blies er über die Strecke. Der Himmel war gelb-grau, die Landschaft vernebelt vom Sandstaub, die Sicht kaum weiter als 200 Meter – und das über 40 Runden auf einem Hochgeschwindigkeitskurs.
Schon im Training hatte sich gezeigt, dass die Auto Union-Rennwagen mit diesen Gegebenheiten am besten zurechtkamen. Beim Start zum Großen Preis waren es dann auch Stuck und Rosemeyer, die als Erste davonschossen. Leider kam sehr bald das Aus für Rosemeyer – brennend stand sein Wagen neben der Strecke. Da hatte aber Varzi schon zu Stuck aufgeschlossen, zweieinhalb Minuten lagen die beiden führenden Auto Union-Fahrer nun vor dem übrigen Feld.
Die neuen W 25 von Mercedes-Benz mit dem kurzen Radstand erwiesen sich als schwer beherrschbar auf dieser schnellen Strecke, Chiron fiel aus und an von Brauchitschs Wagen streikte die Benzinzufuhr. Fagioli und Caracciola kämpften mit aussetzenden Vorderradbremsen. Nuvolari auf dem neuen 4,1 Liter Alfa Romeo 12C-36 hatte sich im Training zwei Wirbel gebrochen und, bandagiert gegen den Rat des Arztes fahrend, war kein vollwertiger Konkurrent. Die am Rennen beteiligten Maseratis erlagen reihenweise der Hitze und dem hohen Tempo.
Der Rennkurs El Mellaha rund um den Salzsee war schnell und das ging auf Kosten der Reifen. Ein Boxenstopp nach dem anderen warf die Positionen ständig durcheinander. Doch was gegen Ende geschah, war doch ein wenig sonderbar: Auto Unions neuer Rennleiter Dr. Feuereissen begann dem führenden Stuck »langsamer« zu signaliesieren und dem hinter ihm liegenden Varzi »schneller«.
Varzi beschleunigte und in der letzten Runde fuhr er mit neuem Rundenrekord – vorbei an einem ganz erschrockenen Stuck – als erster über die Ziellinie.
Ein erzwungener – ein politischer Sieg – auf italienischem Boden für einen italienischen Rennfahrer.
Vielleicht wäre dieser Akt nur eine kurze Missstimmung innerhalb der Auto Union-Mannschaft geblieben, wenn nicht Marschall Balbo, der Gouverneur von Libyen, vor aller Öffentlichkeit auf der Siegerfeier einen Toast auf Stuck als den wirklichen Sieger ausgegeben hätte. Diese Bloßstellung jedoch hatte für Varzi fatale Folgen . . .

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1936 Penya Rhin Grand Prix / Copa Barcelona, Montjuich Park Sieg für Tazio Nuvolari auf Alfa Romeo 12C-36

Am 7. Juni trafen sich die Rivalen in Barcelona wieder zum großen Duell. Heiß brannte die Sonne auf die Stadt, dazu kam noch die innere Unruhe im Land. Die Bediensteten der städtischen Betriebe befanden sich im Ausstand, der Streik der Bahnfahrer war zwar im Abflauen, es hatte aber einer meisterlichen Logistik bedurft, rechtzeitig zum Training anzukommen.
80 Runden auf einem knapp vier Kilometer langen Straßenkurs mussten bewältigt werden. Die Rennstrecke führte um den auf einem herrlichen Gelände stehenden Weltausstellungspalast und obwohl kurz, war sie nicht leicht. Asphaltbelag wechselte mit Kopfsteinpflaster und einige Überquerungen der Straßenbahnschienen stellten große Anforderungen an die Fahrer. Das Rennen war limitiert auf Fahrzeuge der 750 kg-Rennformel.
Die gesamte Rennelite hatte sich in Barcelona eingefunden. Nuvolari war vom Sturz in Tripolis auskuriert und ziemlich bald wurde das Rennen von zwei Fahrern dominiert, es war dramatisch – die ersten sechs Runden führte Caracciola, wurde dann von Nuvolari überholt und war nach 38 Runden wieder an der Spitze, weil Nuvolari Reifen wechseln musste. Und als in der 53. Runde auch am Mercedes sich die Reifen aufzulösen begannen, war der Alfa Romeo wieder in Front. Mit frischen Reifen ging dann fünfzehn Runden vor Schluss Caracciola wieder nach vorne.
Doch Nuvolari war nicht bereit, ihm kampflos die Spitze zu überlassen.
Er ignorierte Boxensignale zum Reifenwechsel, er kümmerte sich um keine Reifen, um keinen Unfall, um keinen zweiten Platz. Er sah nur diesen silbernen Mercedes vor sich, ihn musste er noch vor dem Ziel einholen. Wie der Teufel fuhr Nuvolari um den Ausstellungspalast –
und er schaffte es! Mit seinen nun schon fast ganz zerfetzten Reifen überfuhr er als Erster die Ziellinie – das Publikum tobte.
Schon in der Nacht traten die Rennmannschaften die Heimreise an, verließen in aller Stille das von Streiks und Unruhen erfüllte Land – doch keiner ahnte, dass schon sechs Wochen später Spanien im Bürgerkrieg versinken würde – –

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Bernd Rosemeyer auf Auto Union C dominiert 1936 ADAC Eifelrennen, Nürburgring
1936 ADAC Eifelrennen, Nürburgring Nuvolari auf 12C-36 führt

Eine Woche später, Mitte Juni an einem regnerischen und nebligen Tag, säumten 300.000 Rennbegeisterte den »Ring«, an dem dieses Jahr das erste bedeutende Rennen Deutschlands stattfand. Das Avusrennen war gestrichen worden, da die Strecke sich im Umbau befand. Die drei goßen Werke Daimler-Benz, Auto Union und Alfa Romeo traten mit jeweils vier Fahrzeugen an, ein einzelner Maserati hielt tapfer mit.
Nach Nuvolaris Sieg auf Alfa Romeo in Barcelona hatte die italienische Presse aufgejubelt: »Es wird keine deutsche Überlegen- heit mehr wie bisher geben.« Wie zur Bestätigung fuhr Nuvolari im Training zum Eifelrennen die schnellste Zeit.
Kurz vor dem Start goss es in Strömen, dichte Nebelfetzen hingen über den Wäldern. Da hatte Rosemeyers Chefmonteur Sebastian eine geniale Idee. In fliegender Hast wechselte er sämtliche Kerzen aus. Er war überzeugt, die 340er Kerzen würden das feuchte Wetter besser überstehen, als die üblichen 370er.
Nach dem Startschuss fuhr Rosemeyer als Erster los, aber die Räder seines Auto Union drehten auf der Stelle durch – Nuvolaris Alfa schob sich an ihm vorbei nach vorne – da schoss aus der dritten Reihe der Mercedes Caracciolas hervor und setzte sich an die Spitze.
Doch schon in der dritten Runde wurde von den Lautsprechern Nuvolari als führend gemeldet, vor Caracciola – Rosemeyer – von Brauchitsch – Stuck – – Rosemeyer im Kampf mit Caracciola – dann ausgangs des Karussells war er an ihm vorbei. Er drehte mächtig auf, wurde schneller, bedrängte Nuvolari – –

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Die berühmte Nebelfahrt des Bernd Rosemeyer auf Auto Union C

Die Eifel, diese westliche Wetterecke Deutschlands, zeigte was sie kann. Immer dichtere Regenwolken hüllten das ganze Land in dunkles Grau. Aus dem Tal Ouidelbach stieg dicker Nebel auf, legte sich über die Rennstrecke und behinderte die Sicht. Bernd Rosemeyer hatte den Mercedesfahrer Rudolf Caracciola überholt und bedrängte nun den führenden Tazio Nuvolari. Sie lagen Rad an Rad.
Und dann Rosemeyers Meisterstück: Auf der Gegengerade überholte er den Alfa Romeo, begleitet von einem einzigen Jubelschrei der Zuschauer. Der junge Auto Union-Nachwuchsfahrer führte!
Dichter und dichter wurde der Nebel, binnen weniger Minuten war der ganze Nürburgring in ein undurchdringliches Nebelmeer gehüllt, keine dreißig Meter weit konnte man sehen. Alle Fahrer reduzierten ihr Tempo außer Bernd Rosemeyer auf Auto Union. Mit geradezu nachtwandlerischer Sicherheit gleichmäßige Runden von 117 Stundenkilometern fahrend, vergrößerte er ständig seinen Vorsprung. Selbst Draufgänger Nuvolari im Alfa Romeo musste passen. Mit über zwei Minuten vor dem Italiener wurde Bernd Rosemeyer als Erster abgewunken.
Während das Deutschlandlied als Hymne des Sieges für ihn über die Berge hallte, brach die Sonne hervor – und nicht nur Hunderttausende am Ring, ganz Deutschland jubelte ihrem jungen, strahlenden Helden zu!

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Bernd Rosemeyer auf Auto Union C dominiert 1936 Deutschland Grand Prix, Nürburgring
1936 Deutschland Grand Prix, Nürburgring Fahrerlager
Hier ein Blick in das Fahrerlager am Nürburgring.
Rechts sieht man die beiden befreundeten, manchen Schabernack miteinander treibenden Rennfahrer Bernd Rosemeyer und Hans Stuck (im Auto Union) miteinander im Gespräch; an ihrem spezialkarossiertem Horch Elly Beinhorn-Rosemeyer. Links im Hintergrund das Mercedes-Team.
Die private Überraschung des Jahres. Zwei Wochen vor dem Großen Preis von Deutschland hatte der Rennfahrer Bernd Rosemeyer die populäre Fliegerin Elly Beinhorn geheiratet.
Ein Trainingstag
In der Boxenstraße sehen wir von links nach rechts
Ferry Porsche, den Sohn Professor Porsches, neben ihm die Auto-Union Rennfahrer Hans Stuck und Ernst von Delius; hinter dem Wagen Rosemeyers Frau Elly Beinhorn-Rosemeyer im Gespräch mit dem Auto Union-Rennleiter Dr. Feuereissen; vorne im Wagen Bernd Rosemeyer, rechts daneben die Dreiergruppe mit Professor Dr. Porsche, Rennmechaniker Wilhelm Sebastian und Ingenieur Eberan von Eberhorst.
Das Mercedes-Benz W 25E Desaster

Das Olympisjahr brachte dem Nürburgring einen neuen Zuschauerrekord. Über dreihundertdreißigtausend Sportbegeisterte aus aller Herrenländer wollten eines der großartigsten Sportereignisse in Europa nicht versäumen: den Großen Preis von Deutschland, am 26. Juli in der Hocheifel. Das Wetter hatte diesml ein Einsehen. Die grauen Wolkenballen wurden vom Wind verjagt und zum Beginn des Rennens blaute der Himmel auf. Hinter den Boxen wehten wieder die Fahnen der Nationen und erhöhten die festliche Atmodphäre.
Nach dem Startschuss das vertraute Bild: Zwei Mercedes-Benz an der Spitze, hinter ihnen zwei Auto Union, ein weiterer Mercedes, mit Abstand das übrige Feld der Alfa Romeos, Maseratis und Bugattis.
Manfred von Brauchitsch führte – doch nicht lange. Die ersten Wagen fielen aus, fast alle Mercedes-Benz –
Caracciola mit streikender Brennstoffzufuhr – Lang brach sich beim Schalten den Finger, Caracciola übernahm – mit nachlassenden Bremsen ging von Brauchitsch an die Box, mit geschientem Finger übernahm Lang – Rosemeyer auf Auto Union führte – Neuling Chiron im Mercedes-Team verunfallte – Caracciola in Langs Wagen blieb liegen, Kompressorschaden – und als Fagioli, vom führenden Auto Union-Fahrer Bernd Rosemeyer überrundet, in der Mercedes-Box lautstark seinen Unmut über diesen blöden Wagen mit dem verkürzten Radstand ausließ, nahm ihn Rennleiter Neubauer wortlos aus dem Rennen und befahl dem ausgefallenen Caracciola, damit weiterzufahren – –

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Bernd Rosemeyer auf Auto Union C siegt im Großen Preis von Deutschland
Doch niemand konnte Rosemeyer mehr gefährlich werden. Schon ging es in die letzte Runde, mit fast nur noch hoch erhobenem Arm jagte der junge Held um den Ring, und unter dem unbeschreiblichen Jubel der begeisterten Menge raste er als Sieger über das Zielband.
An der Auto Union-Box führten die Mechaniker Freudentänze auf – langsam rollte Rosemeyer aus der Südkehre zurück, seine Monteure rissen ihn aus dem Wagen, hoben ihn auf ihre Schultern, stülpten ihm den riesigen Lorbeerkranz über – –
Langsam dämmerte es den Verantwortlichen bei Daimler-Benz, dass der Wagentyp 25E »krank« war –
eine Grand-Prix-Niederlage nach der anderen war in dieser Saison gefolgt – in Tripolis, in Barcelona, im Eifelrennen, in Budapest und jetzt hier, beim Großen Preis von Deutschland auf dem Nürburgring – – –
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1936 Coppa Ciano, Livorno Tazio Nuvolari auf Alfa Romeo 8C-35 siegt

Zum ersten Mal fand die Coppa Ciano auf dem neuen, von zwanzig auf sieben Kilometer verkürzten, Kurs statt. Die wilde Berglandschaft von Montenero oberhalb Livornos war aus Sicherheitsgründennicht mehr mit einbezogen. Und anstatt der bisherigen zwölf Runden waren jetzt dreißig zu fahren.
Daimler-Benz hatte es vorgezogen, intensiv den Problemen des W 25E auf den Grund zu gehen und seine Beteiligung kurzfristig abgesagt. So verlieben als Hauptkonkurrenten um den Sieg drei Auto Union und vier Alfa Romeo.
Als die Flagge fiel, schossen die Deutschen als Erste davon und zur größten Bestürzung der Italiener blieb nach nur einer Runde Nuvolaris Alfa mit gebrochener Hinterachse liegen. Wütend rannte der kleine Italiener an die Boxen, tobte und schrie: wenn er kein Ersatzfahrzeug bekäme, würde er auf der Stelle die Scuderia verlassen, einen funktionierenden 8C-Wagen wolle er – eilig wurde Carlo Pintacuda hereingewunken und unter dem frenetischen Applaus der Zuschauer nahm Tazio mit sieben Runden Rückstand das Rennen wieder auf. Und er legte los!
Inzwischen hatte Auto Unions Siegfahrer Rosemeyer aufgegeben und der vor ihm ausgefallene Stuck seinen Wagen übernommen, Teamkollege Varzi führte – – – Fahrer wurden ausgetauscht – Fahrzeuge fielen aus – – –
Nuvolari fuhr wie der Teufel, überholte das ganze Feld mehrfach – begleitet von den lauten Zurufen der Menge, die ihn anfeuerte und ihm begeistert zuwinkte – bei Halbzeit hatte er sich bis zum führenden Varzi vorgearbeitet. Als der einige Runden später mit Bremsschaden aufgeben musste und Tazio die Führung übernahm, war der Jubel der Italiener grenzenlos.
Am Ende wurde es ein 1 - 2 - 3 Alfa Romeo-Sieg vor Stuck auf dem einzigen noch im Rennen verbliebenen Auto Union, drei Minuten zurück. Es waren Rennen wie dieses, die zur »Legende Nuvolari« beitrugen – dem »fliegenden Mantuaner«.

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1936 Coppa Acerbo, Pescara Bernd Rosemeyer auf Auto Union C siegt

Vierzehn Tage später, Mitte August, trafen sich die Kontrahenten in Pescara wieder. Es erwartete sie ein heißes Wochende mt gemessenen 45 Grad im Schatten. Um die enormen Geschwindigkeiten der Rennwagen der 750-kg-Formel einzudämmen, hatten die Organisatoren die schnellsten Geraden mit Schikanen versehen. Das erlaubte auch den Reifen eine leichte Abkühlung bei diesem hitzigen Rennen, bei dem der etwa 25 Kilometer lange Kurs 16 mal umfahren werden musste.
Auch in Pescara glänzte Daimler-Benz mit Abwesenheit. So waren die ernst zunehmenden Konkurrenten um die Acerbo-Trophäe allererst die Auto Union-Mannschaft Stuck, Rosemeyer und Varzi – nein Varzi vermisst. Schließlich fand man ihn in mystriöser Gesellschaft in Rom. Er kam dann pünktlich zum Training, doch jetzt war ganz offensichtlich, dass mit ihm etwas nicht stimmte. Rosemeyer hatte sich erholt. Voll motiviert war er in Begleitung seiner Frau auf dem Militärflughafen vin Ancona mit seiner »Taifun» gelandet. Das Training war hart, Stuck erlitt einen Unfall und verzichtete auf den Start. Vom Training waren die Wagen völlig ramponiert und die ganze Nacht wurde in den Boxen fieberhaft gearbeitet.
Die Alfa Romeo-Fahrer Nuvolari und Brivio mit ihren 12C-Modellen und Dreyfus und Farina auf 8Cs waren die einzigen ernstzunehmenden Konkurrenten – die drei weiteren Maseratis liefen außer Konkurrenz. Doch es waren es die Italiener, die – sehr zur Freude der itakienischen Zuschauer – nach dem Startsignal gleich mit vollem Tempo loslegten, allen voran Nuvolari und Graf Brivio-Sforza, beide auf Zwölfzylinder-Alfas, gefolgt von den Achtzylindern mit Dreyfus und Farina.
Nicht nur die Hitze machte Reifen und Motor zu schaffen – mit durch Steinschlag zerbrochener Windschutzscheibe zockelte Varzi an die Box; das ständige abrupte Abbremsen verursachte an den Auto-Union-Rennwagen Reifenschäden – aber auch die Italiener litten – Dreyfus fiel aus, Farina und auch Nuvolari – – alle Maseratis hatten schon längst aufgegeben – – –
Mit weitem Abstand lag Rosemeyer vorne, mit nur einem einzigen Boxenstopp während des ganzen Rennens siegte er – sieben Minuten vor seinem Teamkollegen Varzi und dem alfa Romeo Fahrer Brivio.

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1936 Schweiz Grand Prix bei Bern Caracciola Mercedes-Benz W 25E vs Rosemeyer Auto Union C

Von Pescara ging es gleich weiter nach Bern zum Großen Preis der Schweiz, der acht Tage später stattfand. Strahlendes Augustwetter sorgte bei Rennteilnehmern wie Rennzuschauern für eine ausgezeichnete Stimmung. Am Start die schon gewohnte Aufstellung der Auto-Unions, Alfa-Romeos, Bugattis, Maseratis und nicht zu vergessen der Mercedes-Benz, die nach ihrer Rennpause mit gründlich überarbeiterter Hinterachse eingetroffen waren.
Kaum hatte der Starter die Flagge gesenkt, war es Caracciola, der als erster davonschoss und gleich ein mörderisches Tempo vorlegte – doch bis ins Ziel war es noch lang, siebzig Runden mussten auf der 7,3 Kilometer langen Bremgartenstrecke bewältigt werden – und da war auch schon Rosemeyers Auto Union dicht am Heck seines Mercedes. Und so blieb es – Runde um Runde – Rudi blockierte, nutzte jeden Trick auf der schmalen Straße, die blauen Flaggen der Streckenposten ignorierend – Rosemeyer, kochend vor Wut und immer wieder mit erhobener Faust drohend, hinter ihm.
Erst als der schweizerische Rennleiter persönlich die blaue Fahne schwenkte und mit der schwarzen der Disqualifikation drohte, ließ Caracciola den jungen Auto Union-Fahrer vorbei. Alle atmeten auf, als Rosemeyer endlich an der Spitze lag, die er bis zum Ende des Rennens hielt.
Ausgefallen die Bugattis und Maseratis, auch die vielversprechenden Zwölfzylinder-Alfas blieben auf der Strecke, alle Mercedes-Benz fielen zurück, fast alle fielen aus – von siebzehn gestarteten Wagen erreichten nur fünf das Ziel, alle fünf waren deutsche Fabrikate – und darunter alle vier gestarteten Auto Union.
Ein kleines, nicht sehr erfreuliches Nebenspiel für die Auto Union gab es bei diesem Rennen. Der schon seit einiger Zeit sehr verändert wirkende Achille Varzi wurde seiner Drogensucht überführt. Während des Trainings unternahm der Auto Union-Teamleiter Feuereissen eine Razzia ins Hotel, wo er beides vorfand: Varzis blonde Liebe Ilse und Morphium – –

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1936 Italien Grand Prix, Monza Auto Union C versus Alfa Romeo Tipo 12C-36

Es war der letzte »Grande Épreuve« der Saison, der zur Europameisterschaft zählte. Bis jetzt hielt Hans Stuck auf Auto Union den Titel.
Bei herrlichem Spätsommerwetter wurden die Rennwagen auf ihre Startplätze geschoben – acht italienische und vier deutsche. Mercedes-Benz hatten sich nach dem letzten Renn-Debakel beim Schweizer Grand Prix für den Rest der Saison verabschiedet. Ganz besonders die Scuderia Ferrari alles aufgeboten, um hier vor einheimischen Publikum zu siegen.
Beim Start schoss sofort Hans Stuck auf Auto Union in Führung – ihm nach Tazio Nuvolari im Zwölfzylinder-Alfa Romeo mit Bernd Rosemeyer dicht an seinem Heck. In der zweiten Runde zog der junge Auto Union-Fahrer am Alfa vorbei und in der vierten führte er vor Stuck.
Nach und nach wurden die ersten Maseratis überrundet, die ersten Wagen fielen aus – Stuck hatte einen bösen Unfall in einer Schikane, ein weiterer Auto Union gab seinen Geist auf –
Hintereinander an der Spitze hauten sich Rosemeyer und Nuvolari die Rekordrunden um die Ohren – nichts und niemand konnte den jungen Auto Union-Fahrer an seinem Sieg hindern, der ihm auch die Europameisterschaft 1936 sicherte.


1936 Erstes George Vanderbilt Cup Rennen, Roosevelt Raceway, Long Island, New York - USA
Tazio Nuvolari auf Alfa Romeo 12C-36 siegt
Es war das erste Mal, dass sich Rennfahrer der Alten Welt mit den Meistern der Neuen maßen. Zwölf der fünfunfvierzig Teilnehmer kamen aus Europa. Sie fuhren Alfa Romeo, Maserati, ERA oder Bugatti. Der Rest des Feldes bestand aus amerikanischen Dirt Track Cars mit nur zwei Gängen.
Tazio Nuvolari beherrschte alle, fuhr Rekordrunden, nachdem er mit der staubigen Aschenbahn warm geworden war, und gewann alles, was nur zu gewinnen war, obwohl sein 12C-Alfa Romeo nur noch auf elf Zylindern lief.
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Die Silberpfeil-Ära - 1936 Das Jahr der Auto Union
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