Walter Gotschke Bildarchiv
 
Die 750 kg-Rennformel – 1937 Dominanz der deutschen Teams
Grand Prix Saison 1937   mit verlängerter 750 kg-Rennformel
Mercedes-Benz
Noch während der desaströsen 1936er Rennsaison für Daimler-Benz war im Werk alles umgekrempelt und eine neue Rennabteilung geschaffen worden, zu deren Leitung der 30-jährige Rudolf Uhlenhaut berufen wurde. Seit fünf Jahren war er im Werk tätig, experimentierte an Vergasern und arbeitete an der Entwicklung des Mercedes 170 V mit.
In seinem neuen Arbeitsbereich begann Uhlenhaut mit Versuchsfahrten auf dem Nürburgring und fand heraus, dass die Gründe des Versagens zum allergrößten Teil Konstruktionsfehler waren. Die bislang übliche Abstimmung des Fahrwerks - hart gefedert, wenig gedämpft - verkehrte er kurzerhand ins Gegenteil: Er rollte nun weich gefedert, aber kräftig gedämpft an den Start: Der neue Mercedes-Benz W125
Rennleiter Alfred Neubauer hatte inzwischen genug von Luigi Fagiolis Kapriolen, der sich der Stallorder partout nicht fügen wollte und ihn entlassen. Louis Chiron hatte sich aus dem Grand-Prix-Rennsport zurückgezogen. So bestand das Rennteam aus den »alten Hasen« Rudolf Caracciola und Manfred von Brauchitsch zu denen sich ein weiterer Konkurrent aus dem eigenen Hause gesellte: Hermann Lang. Diese Fahrerbesetzung wurde ergänzt durch den Briten Richard Seaman, dem Schweizer Christian Kautz, beide Nachwuchsfahrer und dem Italiener Goffredo Zehender als Ersatzfahrer.
Auto Union
Das Werk setzte weiterhin seinen nur in Details veränderten erfolgreichen Auto Union Typ C von 1936 ein.
Aufgrund seiner überführten Drogensucht war Achille Varzi entlassen worden und, nachdem das Team vergeblich versucht hatte, Hermann Lang als Fahrer für 1937 zu gewinnen, wurde der nun arbeitslose Italiener Luigi Fagioli verpflichtet. So bestand die Auto Union-Fahreraufstellung aus Bernd Rosemeyer, Hans Stuck und Luigi Fagioli, Ernst von Delius als Seniorenfahrer, Rudolf Hasse als Nachwuchsfahrer und Hermann Müller als Ersatzfahrer.
Alfa Romeo
Anfang 1937 kaufte Alfa Romeo eine Mehrheit der Aktien der Scuderia Ferrari und übernahm damit die volle Kontrolle über die Rennaktivitäten. Die Scuderia Ferrari fungierte weiterhin als Alfa-Werksteam mit Enzo Ferrari als Teammanager. Eingesetzt wurden weiterhin die 4,1-Liter-12-Zylinder-Tipo C-36. Um nicht ganz von den deutschen Autos deklassiert zu werden, hatte Vittorio Jano einen neuen Monoposto für einen 4,5-Liter-Motor namens Tipo 12C/37 entworfen. Aber das Auto wurde erst Ende 1937 fertig - - -
Es gab politisch gestreute Gerüchte um ein italienisches »Traumteam« mit Nuvolari, Varzi und Fagioli. Am Ende war die Fahrer- aufstellung jedoch ähnlich wie im Vorjahr mit Tazio Nuvolari, Giuseppe Farina und Antonio Brivio als Hauptfahrer. Reserve waren eine Vielzahl italienischer Rennfahrer. René Dreyfus hatte Ferrari für Maserati Voiturette Racing verlassen.
Maserati
Das Werk war 1937 nicht am Grand-Prix-Rennsport beteiligt und wartete die neue 3-Liter-Formel von 1938 ab. Privatfahrer
fuhren jedoch weiterhin mit dem 4,8-Liter-V-8RI und alten 3,7-Liter-6C-34-Wagen, darunter Lazlo Hartmann, Luigi Soffietti und Paul Pietsch.
Sonderseite
Avus-Stromlinien-Rennwagen – Mercedes-Benz versus Auto Union
1937 Internationales Avus-Rennen, Berlin
1937 Internationales Avus-Rennen       Die Strecke
Im Olympia-Jahr 1936 gab es in Berlin viele große Veranstaltungen, die viele große Baumaßnahmen erforderten. So musste wegen der Berliner Automobilausstellung, die im Stadtteil Grünewald stattfand, die alte Avus-Nordkurve von 1921 weg. Dadurch wurde die Strecke verkürzt. Als Ersatz erhielt sie eine neue Nordkurve. Diese wurde mit einer Oberfläche aus roten Ziegeln gebaut und hatte eine Neigung von 43 Grad. Der massive rote Backsteinbelag wurde zum neuen Wahrzeichen der Avus.
Die Strecke war vordem schon extrem schnell – sie bestand aus zwei etwa 9 Kilometer langen, parallelen Geraden, an jedem Ende durch eine 180-Grad-Kurve verbunden – jetzt wurde sie noch schneller. Statt zwei mussten die Rennwagen fortan
pro Runde nur noch eine langsame Kurve durchfahren. Auf der Geraden konnten die Autos 380 km/h erreichen und auf der neuen Nordkurve 180 km/h.

Zudem errichtete man eine neues Verwaltungsgebäude und eine 200 Meter lange Zuschauertribüne.
Das Rennen der Giganten
Wegen des Umbaus der Strecke gab es 1936 kein AVUS-Rennen, aber 1937 fand die Veranstaltung wieder statt. Traditionell
wurde das AVUS-Rennen nach der freien Formel ausgetragen, es galt also kein 750-kg-Limit. So hatten die Konstrukteure die Möglich- keit Hochgeschwindigkeitswagen einzusetzen. Sowohl die Auto Union als auch Mercedes-Benz hatten intensiv an Rekord- wagen gearbeitet, daher war es für sie selbstverständlich, die Rekordkarosserien für das Avus-Rennen zu übernehmen.
Auto Union trat mit zwei umgebauten Geschwindigkeitsrekordwagen und zwei normalen Typ-C-Wagen an; Mercedes-Benz
mit drei Hochgeschwindigkeitswagen auf Basis des Grand-Prix-Rennwagens W125, jeweils mit einer eigenen, stromlinien- förmigen Karosserie und stärkeren Motoren, und zwei normalen Grand Prix-Fahrzeugen. Dieses Rennen war eine einzige Demonstativ-Show Deutscher Spitzentechnologie und unfair gegen die teilnehmende Konkurrenz Die Scuderia Ferrari
hatte ihr gesamtes Alfa Romeo-Team mit Nuvolari, Brivio und Farina zurückgezogen, so dass nur ein privater Alfa Romeo und drei private Maseratis gegen die Deutschen antraten.

300.000 bis 400.000 Menschen,, darunter viel Prominenz aus Politik und Wirtschaft, kamen, um sich dieses Spektakel anzusehen.
In der Hitze des Gefechtes       Vorlauf 1 und 2
Auf Grund der zu erwartenden enormen Geschwindigkeiten mit hohem Reifenverschleiß wurden die Fahrer in zwei Gruppen aufgeteilt, die in zwei Vorläufen mit sieben Runden nacheinander liefen. Den Abschluss machte ein Finale von acht Runden mit den ersten vier Platzierten aus jedem Lauf .
Rosemeyer war bei seinem ersten Renneneinsatz 1935 mit einem Auto Union beim Avusrennen 1935 gestartet. Von da an war der Ruhm unglaublich schnell gekommen und als er nun zwei Jahre später sein zweites Rennen auf der Avus bestritt, tat er dies als amtierender Europameister. Aber es ist fair zu sagen, dass es nicht Rosemeyers Tag war. Er gewann weder seinen Lauf noch das Finale.
Im ersten Vorlauf ging Rosemeyer früh in Führung – das Rennen entwickelte sich dann zu einem Windschattenduell zwischen ihm und Caracciola, das der Mercedesfahrer mit nur 0,7 Sekunden vor Rosemeyer gewann
Beim zweiten Lauf lagen bis zur vierten Runde die drei Stromlinienwagen von Mercedes-Benz (Lang und von Brauchitsch)
und Auto Unio (Fagioli) mit wechselnder Führung an der Spitze dicht beieinander – aber jetzt forderte das Tempo seinen Tribut. Fagioli schied mit einem klemmenden Schalthebel aus, und Lang hatte einen geplatzten Hochgeschwindigkeitsreifen. Für von Brauchitsch war der Sieg sicher.
1937 Avus-Rennen       Start zum Endlauf
Drei Mercedes- und ein Auto Union- Stromlinien-Rennwagen traten gegeneinander an: von Brauchitsch – Caracciola – Rosemeyer – Lang – – –
Nach nur einer halben Runde war für von Brauchitsch das Rennen schon zu Ende – langsam rollte er aus und parkte seinen Mercedes auf dem Grasstreifen gegenüber der Box. Im Innern des Streamliners war es so heiß, dass sich eine am Getriebe angelötete Ölleitung beim Schmelzen des Lötzinns gelöst hatte. Caracciola übernahm dann sofort die Kontrolle über das Rennen und versuchte, eine Lücke herauszufahren, Rosemeyer führte den Rest des Feldes mit acht Sekunden Rückstand an.
In der zweiten Runde hatte Rosemeyer bereits seine Reifen zerstört und musste für einen neuen rechten Hinterreifen beim Notdepot in der Südschleife anhalten. Lang übernahm die Verfolgung Caracciolas.
In Runde drei schied Caracciola plötzlich mit dem gleichen Problem wie zuvor von Brauchitsch aus. Nun kam Lang als Erster über die Linie, gefolgt von Delius. Mit reduziertem Tempo bis zum Ende des Rennens holte sich der besonnene Lang trotz von Delius' letzten Runden-Herausforderungen den Sieg beim schnellsten Rennen aller Zeiten.
Sieger Hermann Lang,
Mercedes-Benz Stromlinien-Rennwagen W125 mit 8-Zylinder Motor M 125 F in der Steilwand
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Auto Union C vs Mercedes-Benz W125     1937 George Vanderbilt Cup Race, USA
links: Mays Alfa Romro, Rosemeyer Auto Union, Caracciola Mercedes-Benz – rechts: Caracciola, Rosemeyer, Mays
1937 Start zum Vanderbilt Cup Rennen
Der Vanderbilt Cup, 1904 von William Kissam Vanderbilt II gegründet, hatte eine erfolgreiche Geschichte mit europäischer Beteiligung hinter sich, als er 1917 abgesagt wurde, nachdem sich die Vereinigten Staaten den Alliierten im Ersten Weltkrieg angeschlossen hatten. 1936 wurde er durch seinen Neffen, George Washington Vanderbilt III, wiederbelebt, der ein Straßen- rennen nach europäischem Vorbild am Roosevelt Raceway sponserte. Außer den amerikanischen wurden alle Rennställe aus Übersee eingeladen, daran teilzunehmen. Üppige Geldprämien für die ersten Zehn lockten.
Nachdem sich beim ersten Vanderbilt Cup 1936 die Rennbesucher über das niedrige Tempo von kaum über 100 Stundenkilometern der europäischen Wagen wunderten – sie konnten mit ihren Familienautos auf der Autobahn schneller fahren und taten das, vor und nach dem Rennbesuch –, da in der Presse doch so viel über die fabelhaft hohen Geschwindigkeiten der großen europäischen Autos berichet wurde, hatte der Veranstalter die sehr kurvenreiche Strecke umbauen lassen. Sie wurde zum Großteil begradigt, sodass der jetzt nur noch 3,33 Kilometer lange Kurs erheblich schneller war als die ursprüngliche Version. Wie zuvor sollte das Rennen über 480 Kilometer gehen, diesmal jedoch über 90 Runden. Die Preisgelder waren die gleichen wie im Vorjahr, aber zusätzlich sollten die ersten drei amerikanischen Autos und Fahrer, die das Ziel erreichten, mitbedacht werden.
Ganz besonders umworben wurden die deutschen Teams mit ihren hochentwickelten Maschinen. Auch die Scuderia Ferrari nahm die Einladung der Amerikaner an. So reisten zwei Mercedes-Benz W125, die von Rudolf Caracciola und Richard Seaman gefahren wurden, zwei Auto Union C, gefahren von Bernd Rosemeyer und Ernst von Delius, und zwei V-12 Alfa Romeos, pilotiert von Nuvolari und Farina, nach New York Allerdings blieben diesmal die Maseratis, Bugattis und Eras –
die sich keinerlei Chancen ausrechneten – zuhause.

Um den Zuschauern die ausländischen Fahrer kenntlich zu machen, waren die Rennwagen der Deutschen und der Italiener mit ihren Landesflaggen gekennzeichnet, denn ein paar alte Alfas und Maseratis wurden auch von amerikanischen Fahrern gemeldet. Von denen war der vielversprechendste Rex Mays′ Supercharged Straight-S Alfa. Der Wagen war ein Jahr zuvor
von der Scuderia Ferrari als Ersatzfahrzeug genutzt und vor ihrer Rückkehr in Amerika verkauft worden. Unter Mays Anleitung wurde der Wagen in den Wintermonaten überarbeitet und mit einem neuen, größeren Kompressor versehen. Zum Ärger der Scuderia lief der Wagen schneller als die neuesten verbesserten Werks-V-12. Jedoch keiner der Alfas konnte sich
mit den deutschen Autos messen, geschweige denn die Armada der amerikanischen Indianapoliswagen. Es war offensichtlich, dass eine der silbernen Maschinen gewinnen würde.
1937 Start zum Vanderbilt Cup Rennen  USA     Die Deutschen in Front
Am Samstag, als die Autos bereits für den Start aufgestellt waren, begann es zu regnen. Da in Amerika bei Regen nicht gefahren wird, wurde das Rennen um zwei Tage verschoben. Und endlich – am Montag, den 5. Juli um 14:00 Uhr sahen 80.000 Zuschauer, wie Ralph de Palma die Flagge zum Start des 1937 Vanderbilt Cups schwenkte und – es wurde, wie
nicht anders erwartet, ein Rennen zwischen Mercedes-Benz und Auto Union.
Duell Rosemeyer Auto-Union C versus Caracciola Mercedes-Benz W125
Trotzdem war das Rennen von Anfang bis Ende – für europäische Begriffe – spannend. Bis Runde elf der 90 zu fahrenden genoss Caracciola seine Führung, als Rosemeyer die Zeit für gekommen hielt, sich an die Spitzr zu setzen. Er und Caracciola lieferten sich harte Kämpfe, wobei sie sich von den anderen absetzten.
Oben auf dem Bild
sieht man, wie Caracciola im Mercedes eine mittelachwere Rechtskurve in einem fast perfekten Driftwinkel ansteuert, die kurveninneren Vorderräder ganz nahe an der Leitplanke. Rosemeyer ist in der Kurve eine Nuance zu schnell – er steht schon mit seinem stark übersteuernden Auto-Union-Heckmotowagen so weit quer, dass es äußerster Fahrkunst bedarf, den Wagen auf der Strecke zu halten. Er verliert dabei aber viel Zeit – und Caracciola kann innen vorbeigehen.

Die Wagen, die man im Vodergrund sieht, sind keine Spitzenreiter, sie werden demnächst überrundet.
Rosemeyer Auto-Union C versus Caracciola Mercedes-Benz W125
Das Duell der beiden beiden Führenden ging weiter, bis Caracciola in der 22. Runde mit Kompressorschaden aufgeben
musste und Teamkollege Seaman seinen Part übernahm. Nach einem Boxenhalt des Auto Union in der 38. Runde lag jetzt
der Engländer in Führung und erst bei Halbzeit legte er einen Stopp ein, der wieder Rosemeyer an die Spitze brachte..

Doch jetzt war klar, dass man bei Mercedes eine Eim-Stopp-Strategie fuhr, während beim Auto Union ein zweites Mal getankt werden musste. Rosemeyer legte eine schnellste Runde nach der anderen hin, und als er in der 74sten nach dem Boxenhalt
wieder auf die Strecke kam, lag er neun Sekunden vor Seaman.
Eine Runde vor dem Ziel begann der Mercedes zu stottern und Seaman musste einen außerplanmäßigen Tankstopp einlegen, wodurch Rosemeyer mit 50 Sekunden Vorsprung gewann. Rex Mays mit seinem Achtzylinder Alfa kam auf den dritten Platz – niemand hätte das gedacht!
American Cars and Drivers
Nach dem Ersten Weltkrieg hatten sich die europäischen und amerikanischen Automobilrennen auf sehr unterschiedliche Weise entwickelt. Auf dem Kontinent erlebten die Grand-Prix-Rennen einen einzigartigen Siegeszug, bei denen stark aufgeladene europäische Rennwagen auf schwierigen, kurvienreichen Strecken sensationelle Geschwindigkeiten erreichten. In den Vereinigten Staaten lag der Fokus des Rennsports – abgesehen vom Indy 500 – auf den spektakulären Steilwandstrecken, die sich in den 1920er Jahren im ganzen Land verbreiteten. Die große Ära der Brettbahnen, die darauf folgte, war der Beginn der Ovalbahn- rennen, bei denen die persönliche Vorbereitung des Wagens, dessen Leistung zu steigern, und der Mut des einzelnen Fahrers gefragt waren. Bei den Rennen des George Vanderbilt Cups 1936 und 1937 traten diese Unterschiede deutlich zu Tage.
So bestand die amerikanische Konkurrenz aus mutigen Fahrern, die nichts über Straßenrennen wussten, und die amerikanischen Maschinen waren zwar ideal für unbefestigte Pisten oder die Ziegelsteine von Indianapolis, aber für einen Straßenkurs völlig ungeeignet.
Die Hauptgründe waren unzureichende Bremsen und ein fast vollständiges Fehlen von Mehrganggetrieben. Im Gegensatz dazu waren die riesigen, gut gekühlten Bremsen und Mehrganggetriebe der europäischen Autos für diese Strapazen bestens geeignet.
Für die Organisatoren war es ehrgeizig und, wie sich herausstellte, verfrüht gewesen, Veranstaltungen auf einem Straßenkurs nach europäischem Stil im sehr abgeschotteten Amerika der 1930er Jahre zu veranstalten. Die Vanderbilt-Rennen wurden nicht fortgesetzt. Es fehlte an ebenbürtiger Konkurrenz, und weder die amerikanischen Fahrer noch die konservative amerikanische Öffentlichkeit verstanden diese Art von Rennen.
1937 Belgien Grand Prix,  Spa-Francorchamps     Sieger Rudolf Hasse siegt auf Auto Union C
Nachdem 1936 in Westeuropa die Rennsaison durch Streiks und politische Unruhen mehrfach unterbrochen und unter anderen
der Belgien Grand Prix abgesagt worden war, hatte sich 1937 die Lage wieder beruhigt und das Rennen fand statt. Für die Renn- veranstalter war es daher enttäuschend, dass durch das sechs Tage zuvor ausgetragene Vanderbilt-Cup-Rennen nur die »zwite Garde« der Rennteams nach Spa kam.
Es war ein kleines Feld mit acht Startern welches sich den Zuschauern bot: drei Mercedes-Benz W125 mit dem erfahrenen,
oft aber etwas unglücklich agierenden Manfred von Brauchitsch, dem gerade erst zum Stammfahrer aufgerückten Hermann Lang, sowie dem jungen Schweizer Nachwuchsfahrer Christian Kautz; drei Auto Union C, pilotiert von Hans Stuck, der gerade noch rechtzeitig von einer määig erfolgreichen Südamerikareise zurückgekehrt war, und den Nachwuchs-Fahrern Rudolf Hasse und H.P. Müller; die Scuderia Ferrari, als nun offiziell zu Alfa Romeo gehörendes Werksteam, war mit zwei Autos des Vorjahrestyps Alfa Romeo 12C-36 für Carlo Felice Trossi und Raymond Sommer vertreten Allerdings waren die deutschen Wagen, egal mit welchem Fahrer, so stark, dass auch gegen die »zweite Fahrergarde« für die Alfa Romeos kaum Chancen auf die vorderen Ränge bestand.
Trotz der schwachen Besetzung entwickelte sich ein unterhaltsames Rennen. Noch in der Startaufstellung musste an von Brauchitsch' Mercedes, mit dem sich der »ewige Pechvogel« im Training überschlagen hatte, ein Kühlerleck repariert werden. Als die Flagge fiel fuhren die Autos nach links und rechts an ihm vorbei, bevor er den anderen nachfahren konnte. Die ersten sieben Runden führte Stuck, gefolgt von Lang und Hasse, Das Trio fuhr mit enormer Geschwindigkeit und ließ den Rest des Feldes weit hinter sich. In Runde drei fuhr Stuck einen ersten Rundenrekord.
Diesen Geschwindigkeiten hielten die Reifen jedoch nicht stand. In der achten Runde sah man Stuck beim Reifenwechsel in der Box, nachdem er noch einen weiteren Rekord erzielt hatte. Jetzt war es Lang der das Rennen anführte, gefolgt von Hasse.
Vier Runden führte Lang, dann musste auch er für frische Reifen und Benzin an die Box. In der 12. Runde nun lag der Auto-Union-Junior Hasse an der Spitze., brach Stucks Rundenrekord und baute seinen Abstand auf 45 Sekunden aus, bevor auch er Ende der 17. Runde seinen Boxenstopp einlegen musste.
Lang war nun wieder vorne und sofort löschte er Hasses Rundenrekord aus. Als nun der zweitplatzierte Stuck in Runde 19 einen weiteren Reifenstopp einlegen musste, übernahm Hasse seinen Platz hinter Lang. Doch die Reifen von Langs Mercedes hielten diesem Tempo nicht stand,, und der Fahrer verlor viel Zeit, als er in Runde 23 auf der weiäen Leinwand an die Box humpeln musste – Hasse führte.
Obwohl Hasse einen guten Vorsprung hatte, war der Ausgang des Rennens elf Runden vor Schluß noch nicht entschieden, es gab noch viele Turbulenzen. Aber als die letzte Runde startete, lag der Auto Union-Junior eine Minute vor Stuck. Dieser schloss noch eine halbe Minute auf den Führenden auf, aber Hasse hatte die Situation im Griff. Nach einem hervorragenden Rennen holte er seinen ersten Grand Prix-Sieg.
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Mercedes-Benz W125 vs Auto Union C vs alfa Romeo 12C-36
1937 Deutschland Grand Prix, Nürburgring
1937 Deutschland Grand Prix,  Nürburgring     Auto-Union, Mercedes-Benz und Alfa Romeo
Nachdem mittlerweile alle Top-Fahrer von ihrer Teilnahme bei Auslandsrennen nach Europa zurückgekehrt waren, versammelte sich beim Großen Preis von Deutschland am 25. Juli 1937 zum ersten Mal in diesem Jahr die gesamte Grand-Prix-Elite zu
einem Grande Épreuve. Nach dem ersten Europameisterschaftslauf in Belgien, das nur ein halb besetztes Rennen war und von Auto Union gewonnen wurde, war das Rennen auf dem Nürburgring der eigentliche Auftakt zur diesjährigen Grand-Prix-Saison.
Ein Blick auf den Platz bei Start und Ziel vor dem Rennen.
Links sehen wir die Prominenten des Auto Union-Teams. Neben einem Fotografen die Rennfahrer Ernst von Delius, Rudi Hasse, Hans Stuck und Bernd Rosemeyer. Davor mit Hut Rennleiter Dr. Karl Feuereissen. Die Gruppe dahinter Chef- redakteur Dipl. Ing. Eberan von Eberhorst, Versuchsingenieur Wilhelm Sebastion und Meister Dietrich, Reifenbetreuung Continental.

Ganz im Vordergrund neben einem Wehrmachtsoffizier die Fliegerin Elly Beinhorn-Rosemeyer im Gespräch mit Alice Caracciola und dem Motorjournalisten Eberhard Hundt. Rechts daneben der Mercedes-Rennfahrer Hermann Lang im Gespräch mit Renningenieur Rudolf Uhlenhaut. Ihnen zuhörend der englische Motorjournalist George Monkhouse.
Dahinter das Mercedes-Team mit seinen Rennfahrern Rudolf Caracciola, Manfred von Brauchisch und, neu im Team, dem Engländer Richard Seaman. In Uniform Korpsführer Hühnlein, der Führer des Deutschen Kraftfahrsports. Mit Hut Direktor Sailer, Konstrukteur und ehemaliger Mercedes-Rennfahrer. Rechts neben ihm Rennleiter Alfred Neubauer.
Oben auf dem Bild deutlich in der Menge erkennbar neben einem Funktionär die Alfa Romeo-Rennfahrer Guiseppe Farina und Tazio Nuvolari.
Bernd Rosemeyer Auto-Union C versus Rudolf Caraaiola Mercedes-Benz W125
Es war ein angenehmer Sommertag, Sonne über der Rennstrecke und an der Rennstrecke mehr als dreihunderttausende Sport- begeisterte. Die deutschen Werke waren mit großem Aufgebot erschienen. Auto Union setzte seine bewährten Grand-Prix-Modelle Typ C ein, die von Bernd Rosemeyer, Hans Stuck, Rudolf Hasse sowie den Nachwuchspiloten Ernst von Delius gefahren wurden. Das Daimlerwerk hatte nach dem letztjährigen Debakel einiges wiedergutzumachen und kam mit seinen mächtigen neuen Grand-Prix-Rennwagen W125 sowie seiner Stammbesetzung, bestehend aus Rudolf Caracciola, Manfred von Brauchitsch und Hermann Lang, sowie dem »Junior« Richard Seaman.
Erstmals wurde die Startaufstellung nach den Trainingszeiten ermittelt. Beim Start hatten die Mercedes-Fahrzeuge die Nase vorn, Lang führte vor Caracciola. Rosemeyer auf Auto Union griff sofort Caracciola an und am Ende der ersten Runde war
er an ihm vorbei..

Bernd Rosemeyer Auto-Union C versus Hermann Lang Mercedes-Benz W125
Er bedrängte Lang und zog vorbei. Doch nach einer Runde holte sich Lang auf der langen Geraden die Führung wieder zurück. Doch Rosemeyer ließ nicht locker – endlich war er auch an ihm vorbei. Mit Schwung baute der Auto Union-Fahrer seienen Vorsprung aus.
Bernd Rosemeyer auf Auto-Union C schleudert
Es ging in die vierte Runde, da schleuderte der führende Auto Union und rutschte von der Piste. Mit defektem Hinterrad musste Rosemeyer an die Box. Wegen einer verklemmten Radkappe stand er länger als drei Minuten, das kostete Plätze. An aussichtsloser zehnter Position nahm er das Rennen wieder auf.
Inzweischen war auch Caracciola an Lang vorbei und über mehr als Zweidrittel der Renndistanz führte die Mercedes-Dreiergeuppe Caracciola – Lang – von Brauchitsch unangefochten.
Das Interesse der Zuschauer wandte sich dem Mittelfeld zu wo die Positionskämpfe stattfanden. Ein heißes Duell lieferten sich
die beiden Nachwuchsfahrer von Mercedes-Benz und Auto Union, Richard Seaman und Ernst von Delius, dem am Ende beide zum Opfer fielen. Seaman kam noch mit einem gebrochenen Nasenbein davon, doch von Delius erlag am Tage darauf seinen Verletzungen.
Tazio Nuvolari auf Alfa Romeo 12C-36 wird Dritter
Neben dem deutschen Aufmarsch wirkte schon nahezu bescheiden dagegen der Auftritt der Scuderia Ferrari, die im Auftrag
von Alfa Romeo drei ihrer letztjährigen Grand-Prix-Modelle Alfa Romeo 12C-36 für Tazio Nuvolari, Giuseppe Farina und Attilio Marinoni einsetzte. Die Rennwagen waren jedoch kaum noch konkurrenzfähig und das Team hatte in den voran- gegangenen Rennen kaum eine Rolle gespielt.
Ein bravouröses Rennen lieferte Tazio Nuvolari mit seinem unterlegenen Alfa Romeo. Gegen Ende, als Hermann Lang wegen eines Reifendefekts zurückliel, lag er hinter von Brauchitsch an dritter Stelle.
Doch schon lag ihm Rosemeyer, der sich in einer spektakulären Aufholjagd nach vorne gearbeitet hatte, dicht an den Rädern.
Jetzt griff er Nuvolari an. Der unverwüstliche kleine Italiener wehrte sich. Die Rennbesucher erlebten ein nervaufpeitschendes Duell, als ginge es um den ersten Platz. Doch dann – drei Runden vor Schluss – war der Auto Union an ihm vorbei. Mit einem vierten Platz musste sich Nuvolari geschlagen geben.
Den beiden Spitzenfahrern Caracciola und von Brauchitsch konnte Rosemeyer nicht mehr gefährlich werden.
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Mercedes-Benz W125 Duell         1937 Monaco Grand Prix, Monte Carlo
Auf Fotos vom 1937 Monaco-Rennen waren Pfützen auf der Straße, so dass Walter Gotschke anfangs dachte, es war ein Regenrennen . . .
1937 Monaco Grand Prix,  Monte Carlo
Das Wetter während des Osterrennens letzten Jahres war so miserabel gewesen, dass der ACM für den diesjährigen Großen
Preis einen Augusttermin wählte. Als Grande Épreuve zählte das Rennen zur Grand-Prix-Europameisterschaft 1937. Vor diesem Rennen liegen Mercedes und Auto Union punktgleich an der Spitze der Meisterschaft.
Eine große Begeisterung für dieses Rennen empfanden die Franzosen nicht. Für die Mongassen wirkten die Renntage wie Teil von Hitlers Propagandamaschine, mit Deutsch als gemeinsamer Sprache in den Boxen und dem überdimensionierten Aufmarsch ihrer 5,66 Liter 645 PS- Mercedes-Benz W125 und den 6 Liter 520 PS-Auto Union. Die deutsche Dominanz war so vollständig, dass die ersten sieben Autos in der Startaufstellung Silber waren. Aber was waren das für fantastische Rennwagens!
Ebenbürtige Konkurrenz hatten sie keine. Pietschs Maserati hatte Ölverlust und der Fahrer durfte weder am Abschlusstraining noch am Rennen teilnehmen. Nuvolari weilte in Monza und testete den neuen Alfa Romeo 12C-37. Außer Farina, Brivio, und Pintacuda von der Scuderia Ferrari mit ihren unterlegenen Alfa Romeo 12C-36 starteten noch vier Privatfahrer auf veralteten Alfa Romeos und Maseratis.
Doch auch Mercedes-Benz trat nur mit halber Mannschaft an. Lang lag mit Fieber zu Hause und Seaman litt noch an den Nachwirkungen seines Nürburgringunfalls. Immerhin waren so die Chancen zwischen den beiden deutschen Teams ausgeglichener.
Nach einem harten Duell mit seinem Markenkollegen von Brauchitsch eroberte sich Caracciola mit einer Zeit von 1:47,5 den ersten Startplatz und unterbot seinen bisherigen Rekord um neun Sekunden.
Kurz nach dem Start - die Mercedes-Benz W125 in Front
Als der französische Journalist Charles Faroux zum Start des Großen Preises von Monaco die Flagge senkte, waren es die Mercedes von Caracciola und von Brauchitsch die vor den Auto Union von Rosemeyer und Stuck mit einem Höllenlärm als erste davonschossen. Die Zuschauer pressten ganz entsetzt ihre Hände auf ihre Ohren, um sie zu schützen.
Bald schon hatte das Mercedes-Duo einen größeren Abstand auf die ihnen folgenden Auto Union-Piloten herausgefahren.
Probleme bei Auto Union
Doch bis zur 19. Runde kämpfte sich Rosemeyer wieder an die beiden führenden Mercedes heran, als an seinem Renn-
wagen die Lenkung versagte und er in der Streckenbegrenzung landete, Damit war für die Auto Union das Rennen gelaufen.
In der Bahnhofskurve das erregende Duell der superstarken Mercedes-Benz W125
Mit zwei Mercedes weit vorne schien das Rennen langweilig zu werden. Doch beide Fahrer fuhren wie die Teufel, erzielten einen Rekord nach dem anderen. Während ein aufgeregter Neubauer ihnen signalisierte, langsamer zu werden, setzten sie ihr infernalisches Tempo fort. Nach 24 Runden waren alle anderen Fahrer zum Teil mehrfach überrundet.
Kurz vor Halbzeit rollte Caracciola mit einem enormen Motorenlärm an die Box. Nach einem 3:15-Boxenstopp war der Motor auskuriert, aber von Brauchitsch lag nun in Führung. Nach dreiviertel des Rennens musste auch er einen Stopp zum Nachtanken und Reifenwechsel einlegen. Wegen einer hängen gebliebenen Vorderradbremse verlor er viel Zeit, kam aber noch vor Caracciola zurück auf die Strecke.
von Brauchitsch führt - nun begann der Kampf zwischen den beiden Mercedes-Fahrern erneut.
Neubauer gab von Brauchitsch wütend Zeichen, Caracciola passieren zu lassen. Doch der Fahrer antwortete, indem er dem Teammanager die Zunge herausstreckte als er an der Box vorbeifuhr. Die Eskapaden des führenden Mercedes-Fahrers brachten den theatralischen Neubauer schwer in Rage und sorgten in der Boxengasse vor allem bei den Franzosen für viel Belustigung.
Dreifachsieg für Mercedes-Benz W125
Erst in Runde 80 ließ von Brauchitsch schließlich Caracciola vorbei, da er wusste, dass dieser seine Reifen zerstört hatte
und einen Extra-Stopp einlegen musste. Brauchitsch, diesmal statt im Pech im Glück, konnte seinen ersten Erfolg bei einem Grande Épreuve feiern. Weil er als einziger der Spitzenpiloten in allen drei Europameiterschaftsläufen angetreten und gewertet worden war, übernahm er auch gleichzeitig die Führung.
Zwischenzeitlich hatte Teamkollege Kautz zu den Führenden aufgeholt, so dass Mercedes-Benz einen gloriosen Dreifachsieg verbuchen konnte.
Sonderseite
Auto-Union Typ C ⁄ Mercedes-Benz W125 ⁄ Alfa Romeo 12C
1937 Coppa Acerbo, Pescara - Italien
Mercedes-Benz W125 versus Alfa-Romeo 12C versus Auto-Union C
Es war heiß und Im Training gab es die üblichen Probleme. Bei Mercedes waren es die Vergaser und ein Wagen wurde vollständig zerstörteals Seaman mit blockierender Btemse gegen ein Haus prallte. Bei Auto Union zerstörte Rosemeyer einen Motor. Am letzten Trainingstag hielt Rosemeyer eine seiner Shows ab, in der Hitze zog er sein Shirt aus und holte sich die Pole Position bekleidet nur mit Mütze, Shorts, Handschuhen und Sandalen!
Bei Alfa Romeo war endlich der ersehnte Tipo 12C-37 fertig, jetzt ebenfalls mit Rohrrahmen und mit deutlich strömungs- günstigerer, niedrigerer Karosserie. Der Wagen von Farina fiel aber noch im Training einem technischen Defekt zum Opfer.
Daraufhin wurde Nuvolaris Auto vom Cheftestfahrer Guidotti einer intensiven Probefahrt unterzogen und dann an Nuvolari übergeben.

Gleich nach dem Start übernahm Caracciola die Führung. Nuvolari hatte bereits Probleme mit dem neuen Alfa und fiel zurück, um dann in der fünften Runde in aussichtsloser Lage entnervt aufzugegeben und den Wagen Farina zu überlassen.
Bernd Rpsemeyer auf Auto-Union C führt
Der führende Caracciola wurde aber bald von Rosemeyer überholt, der seinen Vorsprung sukzessive ausbaute und dabei in der zweiten Runde die schnellste Runde des Rennens fuhr.
Aber ein Boxenstopp bremste ihn ein und Caracciola schloss auf. Im anschließenden Duell schleuderte Rosemeyer und traf mit dem rechten Hinterrad den 10-Kilometer-Stein – drei Kilometer später verließ das Rad sein Auto und rollte die Böschung hinunter direkt in das Reservedepot von Auto Union und blieb vor den Füßen der erstaunten Mechanikern liegen.
Auto-Union C Bernd Rosemeyers Reifenpanne
O-Ton Walter Gotschke zu diesem Bild
Auf das Not-Depot der Auto-Union unterhalb der Serpentinenstrecke poltert von oben ein Rad, ein richtiges Rad von einem silbergrauen Rennwagen. Welch ein Schreck! Es hatte Rosemeyers Nummer. Dieser Bernd!
Aber die Monteure trauen ihren Augen nicht, stolz kommt Bernd auf drei Rädern daher gefahren. Nun aber flink, ein neues Rad verpasst und los! Und Rosemeyer gewinnt das Rennen vor von Brauchitsch und H.P. Müller.
Nachdem Caracciolas Mercedes begonnen hatte nur noch auf sieben Zylindern zu laufen, fuhr er an die Bux und Seaman übernahm das Auto. Nach nur einer halben Rennrunde musste Seaman anhalten, um einen Motorbrand zu löschen, konnte aber weiterfahren und als Fünfter das Auto ins Ziel bringen.
A Triple Victory for Mercedes at the 1937 Swiss Grand Prix at Bern.
1937 Schweiz Grand Prix,  Bern      Rosemeyer Auto Union C vs Caracciola Mercedes-Benz W125
Ein Rennen auf der etwas mehr als sieben Kilometer langen, engen, dazu sehr schnellen, Bremgartenstrecke, die zum größten Teil durch Wälder führte, versprach immer Nervenkitzel. An den Straß:enrändern schützten keine Barrieren vor den Bäumen, in den Kurven gab es keine Auslaufzonen und dazu regnete es häufig  –  –  –
So auch 1937. Die Strecke war nach dem Regen nass, als sich das Feld für den Grand Prix aufstellte. Wie schon gewohnt wurde auch dieser Grand Prix ein Wettrennen zwischen den deutschen Werken Auto-Union und Mercedes-Benz, deren Rennwagen am Start die ersten drei Reihen belegten: Stuck, Rosemeyer (beiede Auto-Union), Caracciola, Lang, von Brauchitsch (beide Mercedes-Benz W125), Fagioli und – Überraschung! – auch auf Auto Union Nuvolari, der Alfa-Romeo zutiefst enttäuscht verlassen hatte, erst dahinter reihten sich die Alfa Romeos und Maseratis ein.
In der zweiten Runde rutschte Rosemeyer mit blockierenden Bremsen von der nassen Fahrbahn und musste aufgeben. Nuvolari, der sich mit dem ihm fremden Heckmotor noch schwer tat, wurde an die Boxen beordert und Rosemeyer übernahm seinen Wagen. Während der Aufholjagd fuhr er die schnellste Runde, aber er war zu weit zurück, um etwas ausrichten zu können und wurde am Ende Fünfter.
A Triple Victory for Mercedes at the 1937 Swiss Grand Prix at Bern.
1937 Schweiz Grand Prix,  Bern     Dreifachsieg fü Mercedes-Benz W125
Caracciola lag jetzt hinter dem führenden Stuck und nachdem der Mercedes-Fahrer einige Zeit um die Führung gekämpft hatte, gewann er schließlich und zog davon. Nun wurde Stuck von Lang bedrängt und einige Runden später ging auch er an Stuck vorbei und schloss zum führenden Caracciola auf.
Nach aufregenden 50 Runden endete das Rennen mit einem Mercedes-Dreifachsieg.
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Auto-Union Typ C ⁄ Mercedes-Benz W125 ⁄ Alfa Romeo 12C
1937 Italien Grand Prix, Livorno - Italien
1937 Italien Grand Prix,  Livorno     Startaufstellung
Das Rennen zählte zu den italienischen und europäischen Meisterschaften von 1937, die zum ersten Mal auf dem neu angelegten Ardenza-Stadtkurs südlich von Livorno ausgetragen wurden. Der Kurs führte durch enge Gassen und war von Mauern begrenzt. Er bestand aus einer Kombination von breiten Durchgangsstraßen und Strandpromenaden, die eine Hochgeschwindigkeitsstrecke von sieben Kilometer ergaben, die 55 Mal – für insgesamt 385 Kilometer – zurückgelegt werden mussten.
Der Grund für die Verlegung war wahrscheinlich, Nuvolari mit seinem etwas veralteten Alfa-Romeo 12C-36 eine bessere Chance gegen die deutschen Rennwagen zu geben, da er dort das Jahr zuvor bei der Coppa Ciano die Auto Union geschlagen hatte.
Es war der letzte Wertungslauf zur Europameisterschaft 1937. 15 Teilnehmer standen am Start bei Rotonda Ardenza –
fünf Mercedes-Benz W125, vier Auto Union C, vier Alfa Romeo 12C-36 von der Scuderia Ferrari und ein privater 12C-37.
Die ersten beiden Reihen komplett belegt von den Auto-Union- und Mercedes-Benz-Rennwagen mit Rosemeyer – Varzi – Caracciola – Brauchitsch – Stuck – Lang –  –  –
Der Überraschungskandidat Achille Varzi bei Auto Union
Varzi war ein Überraschungsauftritt. Er hatte Auto Union-Teammanager Feuereissen mitgeteilt, dass er seine Affäre mit
Ilse und Drogen vorbei sei und um eine Fahrt gebeten. Der Italien Grand Prix war seine erste Rennbeteiligung in der Saison von 1937.

Erst hatte der Teammanager gezögert, aber nach Zusprache von Rosemeyer wurde Varzi für die letzten drei Rennen verpflichtet. Vor dem Rennen in Italien trainierte Varzi einige Tage am Nürburgring und arbeitete mit dem Team an der finalen Abstimmung des Autos.
Beim Rennen in Livorno wurde Varzi ganz zusammengebrochen Sechster und musste aus seinem Auto Union herausgehoben werden.
Von Brauchisch (MB W125) hinter Rosemeyer (AU C), voraus das Mercedes-Duell Lang-Caracciola
Der Start wurde zweimal verschoben, zuerst wegen einer Invasion von Zuschauern auf die Strecke und dann, als der Krankenwagen einen Zuschauer abholen musste, der von einem Baum gefallen war. Als endlich die Motoren gestartet werden konnten, waren es die Mercedesfahrer Caracciola und Lang, die blitzschnell nach vorne schossen, gefolgt von Rosemeyer auf Auto Union und ihrem Teamkollegen von Brauchitsch. Nach drei Runden griff Lang Caracciola an und überholte ihn. Im internen Kampf begann das Mercedes-Duo, sich vom Rest des Feldes abzusetzen.
Rundenlang ging der Kampf um die Führung an der Spitze weiter, beide Mercedes-Piloten fuhren des öfteren neuen Rundenrekord. Das Rad-an-Rad-Duell von Caracciola und Lang elektrisierte die Zuschauermenge, rufend und winkend feuerte sie die Fahrer an. Doch Teamchef Alfred Neubauer war alles andere als begeistert. Weder Fahnenschwingen noch hoch- gehaltene Boxensignale oder sogar Neubauers wütende Gestalt auf der Straße hatten irgendeine Wirkung auf Lang – bis er auf halber Distanz zum Tanken in die Box kommen musste. Neubauer sprach ihn scharf an, Caracciola, der mit von Brauchitsch
in der Europa-Meisterschaftswertung gleichauf lag, müsse dieses Rennen wegen des Titels unbedingt gewinnen und er hätte die vorgegebene Rangordnung im Team zu befolgen. Doch nachdem später auch Caracciola gestoppt hatte, war Lang wieder
an seinem Heck und zum Entsetzen des zornigen Mercedes-Teamchefs Neubauer begann das Caracciola-Lang-Privatduell im Sekundenabstand erneut.
Oben auf dem Bild:
Manfred von Brauchitsch Mercedes-Benz W125 hinter Bernd Rosemeyer Auto Union C – weit voraus schon schon das Mercedes-Duo Rudolf Caracciola und Hermann Lang.
Von Brauchitsch auf MB W125 vs Rosemeyer AU – von Brauchitsch scheidet aus
Im Mittelfeld ging es nicht weniger turbulent zu. Von Brauchitschmit im Mercedes, lange Zeit hinter dem Auto Union Rosemeyers Vierter, schied in Runde 36 wegen eines Aufhängungsschadens aus.
Einige Runden zuvor schon hatte, sehr zur Enttäuschung der Tifosi, Tazio Nuvolari, der eine kolossale Fahrleistung gezeigt hatte, seinen Alfa Romeo an Farina übergeben, da er es aussichtslos fand, im Rennen irgendwie noch nach vorne zu kommen. Auch Stuck hatte aufgegeben und seinen Auto Union Hasse überlassen.
Rosemeyer, der schon seit Beginn des Rennens unter Halsschmerzen lit und kaum den Kopf drehen konnte, hielt tapfer seinen dritten Platz bis ins Ziel. Alle weiteren Ankommenden lagen eine Runde zurück.
Caracciola auf Mercedes-Benz W125 auf seinem Weg zum Sieg
Auch nach der Abmahnung von Mercedes-Benz-Rennleiter Neubauer konnte Lang seine Attacken auf den inzwischen führenden Caracciola nicht unterlassen, denn er war schneller. Aber auf dem begrenzten Stadtkurs war es schwierig zu überholen und sein Vordermann machte sich breit und blockte jeden Versuch ab. Mit einem Wimpernschlag Vorsprung vor Lang ging Caracciola als Sieger über die Ziellinie.
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1937 Masaryk Grand Prix bei Brünn
1937 Masaryk Grand Prix,  Brünn     Bernd Rosemeyer auf Auto-Union C führt
Nachdem im letzten Jahr das Rennen der Tschoslowakei wegen Terminäberschneidungen ausgefallen war, kam an diesem sonnigen Renntag eine riesige Menge von geschätzten 310.000 Zuschauern zum diesjährigen Grand Prix. Die Sieganwärter waren die deutschen Rennställe Mercedes-Benz, mit vier seiner massiven W125 5660 ccm-Achtzylindern, und Auto Union, mit zwei monströsen Modellen C 16-Zylinder mit 6010 ccm-(Sechzylinder im Heck des Typs C). Doch da waren noch Antonio Brivio-Sforza und vor allem Tazio Nuvolari von der Scuderia Ferrari auf Alfa Romeo 12C-36, allerdings mit »nur« 4064 ccm – doch man konnte nie wissen – – – immerhin hatte Auto Union Probleme mit seienen Fahrern. Hans Stuck war entlassen worden, Rudolf Hasse krank und Achille Varzi verletzt. So verblieb neben Hermann Mäller als Auto Union-Favorit nur Bernd Rosemeyer. Drei älrere Maseratis rundeten das Starterfeld ab.
Allerdings kam das Alfa-Romeo Team zu spät zum Training. Hermann Lang im Mercedes-Benz und Bernd Rosemeyer auf Auto Union waren die Schnellsten, jedoch war das bedeutungslos, da die Startplätze verlost wurden. Die Scuderia Ferrari hatte sogar Gläck mit Platz eins fär Nuvolari, Lang wurde Platz zwei zugeteilt und Rosemeyer stand hinter ihnen auf Platz drei.
Den besten Start erwischte Lang, der sich an die Spitze setzen konnte. In der Anfangsphase konnte sich Lang leicht absetzen, währenddessen Rosemeyer seine Verfolger Caracciola und von Brauchitsch dicht hinter sich hatte. Nuvolari hielt Platz fünf. Dabei erntete der Italiener mit seiner kompromisslosen Fahrweise den Beifall des Publikums. Besonders in der kurvenreichen Passage in Ostrovačice, die er auf drei Rädern nahm, stockte den Zuschauern der Atem.
Ab der vierten Runde konnte Rosemeyer die Führung übernehmen.
Herman Langs Unfall (Mercedes-Benz W125)
Der Grad Prix wurde leider weitgehend durch die Tragödie in der fünften Runde überschattet – Hermann Lang hatte den schlimmsten Unfall seiner Karriere. Als er die Žebětin-Kurve ansteuerte. geriet sein Mercedes aus ungeklärter Ursache auf dem Randschotter der Straße ins Rutschen, drehte sich und landete in einem Graben, wo er durch den Aufprall in mehrere Teile zerbrach.. Dabei wurden elf Menschen schwer verletzt, die sich dort in einem verbotenen Bereich aufhielten. Zwei davon starben später im Krankenhaus.
Lang wurde aus dem Wagen geschleudert und erlitt nur leichte Kopfverletzungen. Im Zustand teilweiser Desorientierung bestieg er das Wrack und wollte das Rennen wieder aufnehmen. Die Organisatoren forderten Mercedes-Benz-Rennleiter Neubauer auf, ihn so schnell wie möglich außer Landes zu bringen, bevor er verhaftet werde. Einige Zuschauer und ein Ordner berichteten, dass kurz bevor der Mercedes an die Žebětin-Kurve kam, jemand über die Strecke lief. Wahrscheinlich war es ein intuitives Ausweichmanöver. Lang selbst konnte sich an nichts erinnern.
Nach dem Rennen hat der Mercedes-Benz-Vertreter von Brünn im Namen der Werksleitung allen Opfern sein tiefstes Beileid ausgesprochen und Hilfe angeboten. Lang war nicht mehr erreichbar, die Rennleitung ließ ihn sofort nach England überführen, wo am nächsten Wochenende der Donington Grand Prix stattfinden sollte.
Nuvolari auf Alfa Romeo 12C-36
Tazio Nuvolari, der die meiste Zeit des Rennens auf den fünften und sechsten Plätzen lag, verlor in der neunten Runde
einen Reifen. Etwa ein Viertel der Strecke bis zum Notlager in Ostrovacice legte er auf der Felge zurück. Dadurch verlor er eine ganze Runde. Am Ende wurde der tapfere Italiener aber immerhin noch Fünfter – ein ziemlich gutes Ergebnis gegen
die starken Deutschen..

Bei den Brünner Rennen hatte Nuvolari nie Gück – aber alles gemeisterte Pech brachte ihm die Sympathie der Menge ein. Für sie war er der Held.
Bernd Rosemeyer auf Auto Union C schleudert
Lang war durch Unfall ausgeschieden und Nuvolari hatte einen Reifenschaden am linken Hinterreifen und war ans Ende des Feldes zurückgefallen. Rosemeyer führte. Dicht hinter ihm lag das Mercedes-Duo Caracciola – von Brauchitsch. Caracciola, schneller als der Auto Union-Fahrer bedrängte ihn – – –
Da blockierten plötzlich am Auto Union Rennwagen die Bremsen und das Auto rutschte von der Strecke. Dabei wurde ein
Rad so stark beschädigt, dass der Fahrer den Wagen liegen lassen und aufgeben musste.

Nach einem langen Zwei-Stunden-Marsch erreichte Rosemeyer die Auto Union Box. Müller wurde signalisiert, in der nächsten Runde anzuhalten. Müller fuhr heran, sprang aus dem Wagen und Rosemeyer übernahm. Da es auf der fast 30 Kilometer langen Strecke einige Zeit dauerte, bis die Mercedes-Boxencrew ihre Fahrer warnen konnte, hatte Rosemeyer bis zu Beginn der letzten Runde den Rückstand aufgeholt und war bis auf fünf Sekunden am zweitplatzierten von Brauchitsch dran, als dieser die Ziellinie überquerte.
Caracciola siegt auf Mercedes-Benz W125
Dieser Große Preis wurde von Mercedes-Benz und Auto Union beherrscht. Rudolf Caracciola hatte bereits seinen Europa- meistertitel sicher, daher hielt er sich in den ersten Runden etwas zurück, obwohl er schneller war als der führende Rosemeyer.
Er war in großartiger Form und fuhr mit einer Zeit von fast zwölf Minuten die schnellste Runde des Rennens. Auf dem schmalen Masarykring war es allerdings schwierig, an den Fahrzeugen einen Weg vorbei zu finden.
In Runde fünf war Lang verunglückt und ausgeschieden. In Runde acht blockierten die Bremsen des führenden Auto Union,
der Wagen kam von der Strecke ab und beschädigte ein Rad so stark, dass Rosemeyerr aufgeben musste. Lange Zeit führte das Mercedes-Benz-Spitzenteam Caracciola – von Brauchitsch – Seaman unangefochten das Rennen an.
Doch drei Runden vor Schluss bekamen sie es mit einem gut aufgelegten Rosemeyer zu tun. Der Auto Union-Fahrer über- holte Seaman und in der letzten Runde war er bis auf fünf Sekunden am zweitplatzierten von Brauchitsch dran, als dieser hinter Caracciola die Ziellinie überfuhr.
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Auto-Union Typ C versus Mercedes-Benz W125       1937 Donington Grand Prix, England
Als die Deutschen nach England kamen
Schon seit 1931 wurde auf dem 'Donington Park Circuit' Rennsport betrieben, er ist die erste permanente Rennstrecke Englands. Der Kurs liegt sich in der Nähe von Castle Donington in der englischen Grafschaft Leicestershire rund 25 Kilo- meter südwestlich von Nottingham.
Der Große Preis von 1937 war das erste richtige internationale Grand Prix-Rennen, das in England ausgetragen wurde, da
die früheren Donington Grands Prix hauptsächlich lokale Veranstaltungen waren.

In den späten 30er Jahren war es der Traum eines Rennveranstalters, die großen deutschen Teams oder einen Teil davon in ihren Startlisten zu haben. Dazu gehörte aber eine gute Strecke, gute Organisation, gute Preise und einen guten Platz im Rennkalender. Ex Motorradrennfahrer Fred Craner, der die Strecke betrirb und Rennen organisierte, war es gelungen, die deutschen Teams für den Donington Grand Prix in England zu gewinnwn. Und die Zuschauer kamen in Scharen. Donington war zugeparkt mit Autos. Jeder Platz rund um die Rennstrecke war voller Fahrzeuge und Menschen
Und die Engländer staunten nicht schlecht: Sechs Lastwagen – jeder Rennwagen hatte seinen eigenen, sechs private Wagen, achtzehn Mechaniker allein vom Daimler-Benz-Werk kamen in der Woche vor dem Rennen an. Bei Auto Union war es
auch nicht viel anders. Die Konvois waren zum Teil noch während des Masaryk Grand Prix losgefahren. Und drei Tage nach dem Rennen bei Brünn, am Mittwoch zu Trainingsbeginn in Donington, waren beide Rennteams startklar. – Bis auf den
Auto Union-Fahrer Rosemeyer, der dann doch nachkam: »Er sei nicht scharf auf die lange Reise für einen neuen Mercedes-Triumph.« Mercedes-Benz hatte die drei letzten Rennen gewonnen, es stand 7 zu 5 für das Stuttgarter Werk in der AIACR-Meisterschaftstabelle.

Die britischen Journalisten priesen die PR-Informationen der Deutschen, mit ihren Fahrerbiografien und technischen Details zu den Rennwagen, und den guten Fotos von Fahrer und Fahrzeugen. War doch Deutschland das Land, das die zwei zur Zeit stärksten Rennwagen hatte, deren Firmen aber ständig auf Fahrersuche waren. Bis auf Caracciola waren die anderen fast alle den Engländern Unbekannte, zum Großteil ehemalige Motorradrennfahrer lokaler Rennen. Wie unbekannt zeigte sich bei den Buchmachern, die lächerliche Quoten wie 5:1 auf Rosemeyer anboten. Die deutschen Mechaniker sahen ihre Chance und steckten den größten Teil ihrer Ersparnisse in ihre eigenen Fahrer.
Sprung der Auto Union und Mercedes am Milbourne Rice - the little hill
Die Strecke im Donington Park erwies sich für die deutschen Rennwagen als alles andere als ideal. Sie war sehr schmal und die raue Straßenoberfläche bedingte einen hohen Reifenverschleiß. Nach zehn bis zwölf Trainingsrunden waren die Reifen schon bis auf die sichtbar weiße Leinwand abgefahren. Der viele Gummiabrieb wiederum machte die Piste rutschig. Da die Mercedes-Benz- und Auto Union-Rennwagen zuviel Kraft hatten, neigten bei jedem Gasgeben die Laufräder zum Durchdrehen und Wegrutschen.
Der 5,2 Kilometer lange Kurs, der 80mal umrundet werden musste, bestand hauptsächlich aus Kurven und einer etwas längeren Geraden, die aber mit Bodenwellen übersät war. Wegen der vielen Kurven konnten die Fahrzeuge nicht wirklich schnell sein. Das Gelände war sehr bergig, auf der Straße ging es rauf und runter. Über den kleien Hügel bei Milbourne Rice, wo die schnellen Autos buchstäblich abhoben und eine kurze Strecke durch die Luft flogen, litten beim Aufsetzen ganz besonders die Fahrwerke.
Auto Union C versus Mercedes-Benz W125
Nach und nach gingen die glänzenden Rennmaschinen in die Startaufstellung an der Spitze des Melbourne Rise. Auf die erste Linie Platz 1 Brauchitsch (Mercedes-Benz), neben ihm Rosemeyer (Auto Union), Lang und Seaman (Mercedes-Benz). Die zweite Reihe besezten Müller (Auto Union), Caracciola (Mercedes-Benz) und Hasse (Auto Union). Bira (Maserati), Mays und Howe (ERA) führten das britische Kontingent in der dritten Reihe an. Ein Zeitzeuge berichtete:
»30 Sekunden vor dem Start sprangen die deutschen Motoren an, die Fahrer hielten sie bei gleichmäßigen 1.500 U / min, drehten nicht auf und ab, wie es bei kleineren Autos üblich war, und als die Flagge hochging, stiegen die Drehzahlen zu
einem stetigen, erschütternden, donnernden Brüllen, und dann brausten sie mit qualmenden Reifen davon und hinterließen lange schwarze Linien, die zeigten, wo sie gestanden waren.Dieser fantastische Start in ein Inferno aus plötzlich entfesselten Klängen war etwas, das die in Scharen angereisten Zuschauermassen ehrfürchtig, mit offenem Mund erstarren ließ.«

»Die sieben deutschen Autos, dicht hintereinander, der Rest nirgendwo, rasten an der Rückseite der Boxen vorbei und flogen bergab in die kanpp 25 km/h-langsame Melbourne Haarnadel  –  –  – «
Duell Rosemeyer (AU) und von Brauchitsch (MB)
Abgehoben von den englischen Konkurrenten fuhren die Deutschen ihr eigenens Rennen. Nach 14 Runden hatten die vier Führenden – von Brauchitsch, Lang (beide auf Mercedes-Benz), Rosemeyer (Auto Union), Caracciola (Mercedes-Benz) – alle Briten überrundet. Boxenhalte mit Tanken und Reifenwechsel – vom Jubelgebrüll der Menge begleitet, die vor Aufregung tanzte: Benzin rein, Hinterräder ran und weg war das Auto mit dem Lärm eines startenden Flugzeugs – wirbelten die Führungen ständig durcheinander.
Duell Rosemeyer (AU) und von Brauchitsch (MB)
Zwischenzeitlich war Lang mit gebrochenem Stoßdämpfer ausgeschieden und Caraccila durch das gleiche Problem zurück- gefallen – für einige Runden elektrisierte der Zweikampf von Brauchitsch versus Rosemeyer die Menge, bis . . .
Rosemeyer (AU) siegt
Dazu ein authentischer Bericht:
»In der 61. der 80 zu fahrenden Runden, als er gerade mit Vollgas die Gerade von Starkey herunter fuhr, gab es einen
Knall – einer von Brauchitschs stark belasteten Hinterreifen war geplatzt. Das große Auto ruckelte und schlängelte sich wie verrückt bei seiner schwindelerregenden Geschwindigkeit, aber der Fahrer hielt es, wurde langsamer und fuhr an die Box. Der Wechsel kostete ihn 28 Sekunden und ließ Rosemeyer auch nach seinem zweiten Radwechsel sicher in Führung liegen. Diesen Rückstand von einer halben Minute konnte von Brauchitsch nicht schließen, noch konnte Caracciola ihn von seinem dritten Platz aus in den Griff bekommen.«

Von da an war das Rennen vorbei. In den letzten zehn Runden wurden alle drei Führenden langsamer, bremsten sanfter, Wechsel gab es keine mehr – mit einem Vorsprug von einer guten Minute auf den Dritten fuhr Rosemeyer als erster über die Ziellinie.
Den vierten und fünften Platz belegten noch die Auto Union-Fahrer Müller und Hasse und den sechsten – zwei Runden zurück – der birmanesische Prinz »B Bira« mit seinem Maserati. Die gesamte britische »leichte Brigade» war ausgefallen oder nicht hewertet.
Tja – und dann »vergaßen« die britischen Organisatoren, die deutsche Hymne zu spielen, und nachdem die Buchmacher ihre Stände aufgegeen hatten und geflohen waren, bevor die Mechaniker der Auto Union kommen konnten, um ihre Gewinne abzuholen, musste der Derby und District Motor Club eingreifen, um einen Skandal zu verhindern. Großzügig bezahlte er die Mechaniker aus eigenen Mitteln voll aus.

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Die Silberpfeil-Ära - 1937 Dominanz der deutschen Teams

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