
Die Rennsaison 1939
Die Schatten des Krieges wurden immer länger – der Rennkalender immer kürzer.
Der Grand Prix von Monaco, diesmal wieder für Mitte April vorgesehen, wurde, wie schon 1938, rechtzeitig abgesagt. Nur immer die Deutschen siegen zu sehen war für die einst so stolze Autonation Frankreich zu demütigend. Der Überfall der deutschen Wehr- macht auf Polen am 1. September 1939 beendete dann alle weiteren Rennaktivitäten. Der Grand Prix von Italien (letzter Lauf zur Europameisterschaft), der Masaryk Grand Prix und der Donington Grand Prix wurden nicht mehr gefahren.
Die für 1938 verabschiedete Internationale Rennformel wurde unverändert übernommen, die Distanz ausgenommen. Im Oktober 1938 hatte die AIACR die Länge von bisher 500 Kilometern auf 300 verkürzt. Ende der plötzlich gekappten Rennsaison von 1939 gab es Zweifel darüber, welcher Fahrer Europameister sei. Nach dem Punktesystem von 1935 bid 1938 wäre Hermann Paul Müller – mit fünf Punkten Vorsprung auf Lang – Champion gewesen. Aber wegen des Krieges gab es nie offizielle Ergebnisse. Allerdings wurde – trotz Caracciolas Protest – Hermann Lang im Dezember 1939 von NSKK-Korpsführer Adolf Hühnlein, dem obersten Repräsentanten des Motorsports im Deutschen Reich, zum Europameister erklärt, da er in diesem Jahr die meisten Rennsiege eingefahren hatte.
Zu Beginn der Saison untersagte Mussolini italienischen Fahrern, an französischen Veranstaltungen teilzunehmen, da er in den spanischen Bürgerkrieg verwickelt war und sich die Beziehungen zwischen Italien und Frankreich verschlechtert hatten. Es wurde auch entschieden, dass alle großen italienischen Rennen nur für 1,5-Liter-Autos stattfinden sollten, um die deutsche Dominanz im Automobilsport zu stoppen.
Die Tatsache, dass Mercedes-Benz sein neues Voiturette-Auto beim Grand Prix von Tripolis vorstellte und die Auto Union einen eigenen Voiturette baute, zeigte, dass für Anfang der 1940er Jahre eine neue 1,5 Liter Grand Prix-Rennformel anvisiert war.


Mercedes-Benz W154/39 und Auto Union D beherrschten die großen Rennen
Mercedes-Benz mit dem weiter entwickelten W154/39 (neue harmonisch-elegante Karosserie, stärkerer Motor mit zweistufigem Kompressor) blieb auch in der Rennsaison von 1939 das führende Grand-Prix-Team, das nur von Auto Union herausgefordert wurde. Auch der Auto Union-Rennwagen war modifiziert (z. B. breiterer und flacherer Frontgrill) und mit einem Doppelkom- pressor ausgestattet worden.
Die anderen Marken hatten sich immer mehr nach alternativen Klassen umgesehen und die große Drei-Liter-Klasse den Deutschen überlassen. Damit waren bei den Grands Prix-Rennen die beiden deutschen Automobilwerke praktisch unter sich.
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1939 Pau Grand Prix, Frankreich Geschenkter Sieg für Lang / Mercedes-Benz W154/39

Das 100-Runden-Rennen in Pau machte wieder den Saison-Autakt. Es war ein großer Andrang und alle Plätze auf den Tribünen waren dicht besetzt. Die leichten Regenschauer am Vormittag wurden pünktlich zum Rennbeginn durch Sonnenschein ersetzt.-
Wie schon letztes Jahr benutzte Mercedes-Benz das Rennen in Pau als Test für seine neuen W154/39. Das Team war mit drei Fahrzeugen angereist für Caracciola, von Brauchitsch und Lang. Die Auto Union verzichtete auf die Teilnahme, da Nuvolari ihr Cheffahrer war und die Italiener auf Mussolinis Geheiß die französischen Rennen boykottieren mussten. Aus dem selben Grund waren auch die italienischen Teams von Alfa Romeo und Maserati nicht dabei. Ein Werks-Alfa Romeo war unter Sommers Namen eingetragen, um Probleme mit Mussolini zu vermeiden. Neben einem SEFAC, der sein letztes Rennen fuhr, bestand der Rest des Feldes aus Graffenrieds Maserati und einer Reihe französischer Delahayes, Bugattis und Talbots.
Um eine Wiederholung des Rennens von 1938 zu vermeiden, hatte Daimler-Benz die neuen W154 mit Tanks versehen, die groß genug waren, um das Rennen ohne Unterbrechung zu fahren. Als die Flagge fiel übernahm Caracciola die Führung, gefolgt von Brauchitsch, Lang – – – nach 20 Runden hatte das Mercedes-Trio das gesamte Feld überrundet. Teamchef Neubauer befahl den Fahrern, das Tempo zu verringern. Nach 31 Runden schied Caracciola mit gebrochener Ölleitung aus. Zur Mitte des Rennens war die Hälfte der Autos ausgefallen. Von Brauchitsch führte mit einer halben Minute vor Lang und sah aus wie der sichere Sieger.
In Runde 82 legte von Brauchitsch überraschend einen Boxenstopp ein. nachdem sein Motor in einer Haarnadelkurve gestottert hatte. Er glaubte, dass ihm der Sprit ausgegangen sei. Jetzt, kontrollierte Lang die letzten Runden, um als Sieger im Pau Grand Prix durchs Ziel zu fahren. – 17 Sekunden später folgte ein unglücklicher von Brauchitsch.
Mit zwei Ründen Rücksatand wurde Étancelins Talbot Dritter, fünf Runden zurück Sommers Alfa-Romeo Vierter, weit hinten folgten noch einige Delahaye-Sportwagen. Nach dem Rennen stellte ein wütender von Brauchitsch fest, dass seinem Auto überhaupt kein Kraftstoff ausgegangen war, sondern dass es sich um ein Pick-up-Problem handelte, sodass er das Rennen wegen eines unnötigen Stopps verloren hatte.


1939 Gran Premio di Tripoli, Mellaha Sieger Lang auf Mercedes-Benz Voiturette 1500cc W165

Um der endlosen deutschen Siegesserie entgegenzuwirken und den italienischen Rennställen wieder einmal reelle Siegeschancen einzuräumen, hatte der Automobilclub von Tripolis seinen Grand Prix nur für die kleinen 1500 ccm-Rennwagen ausgeschrieben. Um so überraschter war man, als auch das Daimler-Werk seine Nennungen abgab und zwei 1,5 Liter-Wagen für Rudolf Caracciola und Hermann Lang meldete.
Und – dem Mercedes-Benz-Team gelang das unmöglich Geglaubte: Eine völlige Neukonstruktion, erstmals eingesetzt gegen ganze Staffeln von bereits bewährten und erprobten Maschinen der Alfa Romeos und Maseratis, überrundete das gesamte Feld und belegte am Ende den ersten und zweiten Platz. Zum dritten Mal nacheinander hatte Hermann Lang unter der sengenden Sonne Afrikas dieses höchstdotierte Autorennen der Welt gewonnen.
Dieser Überraschungssieg war für die Italiener ein nicht kleinerSchock und es gab kritische Stimmen: es sei doch wirklich nicht nötig gewesen, dass; Mercedes-Benz mit quasi ironischer Geste nun auch noch die letzte italienische Illusion zerstört habe.


1939 ADAC Eifelrennen, Nürburgring Sieger Lang auf Mercedes-Benz W154/39

Das Eifelrennen war das erste Saisonrennen der Auto Union. Das Werk schickte nicht weniger als sechs Fahrzeugen und vollem Fahrereinsatz in die Eifel. Zum ersten Mal wieder verspürte das Mercedes-Team, das mit fünf Wagen für sein Meisterfahrer-Trio (Caracciola, von Brauchitsh, Lang) und Junior Seaman vertreten war, die starke Hand eines Gegners. Einer der W154/39 hatte den neuen zweistufigen Kompressormotor. Der einzige Fahrer, der bereit war, damit zu fahren, war Lang, da die anderen seiner Zuverlässigkeit misstrauten. Gegen die deutsche Übermacht war die Vertretung aus Italien und Frankreich mit drei Maseratis und einem Talbot äußerst bescheiden.
Vor und nach dem Traiing gab es einige spezielle Einsätze, bei denen die deutschen Rennautos auf der Strecke gefilmt wurden. Dabei gelang von Brauchitsch tatsächlich eine Kollision mit dem Kamerawagen. Stuck verstauchte sich nach einem Training den Knöchel beim Kegeln und er startete nicht.
Die Sonne hatte den Nebel vertrieben, die Strecke war trocken. Aber es blieb kühl. Als die Ampeln auf Grün schalteten kamen von Brauchitsch und Seaman am besten weg. Doch schon litten beider Autos an rutschender Kupplung und Seaman musste aufgeben, während von Brauchitsch von Lang überholt wurde. Lang flog regelrecht davon und hatte bald einen Vorsprung von vierzehn Sekunden herausgefahren.
Die Stopps an den Boxen zur Rennmitte wirbelten die Reihenfolge durcheinander – die Zuschauer erlebten spannende Positions- kämpfe zwischen dem inzwischen führenden Nuvolari auf Auto Union,der mit einer Non-Stop-Strategie unterwegs war, und den Mercedes-Fahrern Lang und Caracciola, die am Ende Lang, dank des neuen zweistufigen Kompressormotors, den er bis ans Limit nutzte, für sich entscheiden und als Erster die Ziellinie überqueren konnte..
Die drei Maseratis und der Delage hielten tapfer mit – mit bis zu zwei Runden zurückliegend kamen sie ins Ziel.
Nach dem Rennen gab es Ärger im Mercedes-Lager, wobei Caracciola dem Team vorwarf, Lang zu bevorzugen, und die lang- jährige enge Beziehung zwischen Neubauer und seinem Schützling einen tiefen Riss bekam..

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Mercedes-Benz W154/39 vs Auto Union D   1939 Belgien Grand Prix, Spa-Francorchamps
1939 Belgien Grand Prix, Spa-Francorchamps
Seit Beginn war die Rennstrecke von Spa, einem der vornehmsten Bäder Belgiens in waldreicher Gegend, eine der schnellsten und schwierigsten Straßenkurse. Geschwungene Kurven wurden von Bäumen umsäumt. Bei Nässe wurde die Strecke gefährlich rutschig.
Nach einem Jahr Pause war der Belgien Grand Prix das erste Rennen der Saison 1939, das zur diesjährigen Europameisterschaft zählte. Wieder standen die deutschen Teams mit komplettem Wagen- und Fahreraufgebot am Start &und wieder hielt sich die Konkurrenz in Grenzen: vier Mercedes-Benz; hier zum ersten Mal alle mit Zweistufenaufladung, und vier Auto Union gegen zwei Alfa Romeos, zwei Delahayes und einem Maserati.
Müller auf Auto-Union D blockiert die Mercedesfahrer Lang und Caracciola
Am Renntag bedeckten tiefhängende Wolken die Ardennenwälder mit zeitweiligen Regenschauern. Die Streckenbedingungen änderten sich ständig und waren unvorhersehbar. War eine Kurve in einer Runde trocken, konnte sie in der nächsten nass und rutschig sein. Als die Rennwagen, geschützt durch Planen und Regenschirme, an den Start geschoben wurden, regnete es stark. Nach wie vor erfogte die Startaufstellung per Losverfahren, das brachte auch langsamere Autos nach vorne.
Müller war als Führender aus der ersten Runde gekommen, dicht gefolgt Lang. Und obwohl dem Auto Union-Fahrer mehr- fach die blaue Flagge gezeigt wurde, als Zeichen, einen nachfolgenden Teilnehmer passieren zu lassen, nutzte er die gesamte Breite der regennassen Fahrbahn. Wegen der aufwirbelnten Gischt hatte der erboste Mercedes-Konkurrent keine Chance vorbeizukommen, so dass Lang Müller später sogar absichtliches Blockieren vorwarf.
Rudolf Caracciola auf Mercedes-Benz W254/39 rutscht ins Aus
In der neunten Runde hatte Lang schließlich genug und ließ seine Teamkollegen Caracciola und Seaman passieren, damit diese nun ihrerseits den Kampf mit dem führenden Auto-Union-Fahrer aufnehmen konnten. Caracciola jedoch überschätzte sich und bei einem Überholversuch in der La-Source-Haarnadel rutschte er von der Strecke und würgte dabei auch noch den Motor ab. Caracciola stieg aus und schob seinen Wagen in die Sicherheit der Bäume.
Richard Seaman auf Mercedes-Benz W254/39 führt

Müller wurde zu einen frühen Tankstopp an die Box gerufen und nun war Seaman mit einigen Sekunden Vorsprung auf Lang in Führung.
Der Regen ließ nach, die Geschwindigkeiten wurden schneller ungeachtet der weiterhin trügerischen Streckenverhältnisse. Seaman und Lang lieferten sich ein packendes Duell um die Führung, bis – in der 22. Runde – der Engländer auf dem rutschigen Belag von der Strecke abkam und sein Mercedes beim Aufprall auf die Bäume in Flammen aufging, wobei der Fahrer im Cockpit eingeklemmt wurde.. Noch in der gleichen Nacht erlag Seaman im Krankenhaus seinen Verbrennungen.
Nachfolger Lang stoppte kurz an der Box, um das Team zu informieren, nahm das Rennen dann aber sichtlich geschockt noch einmal auf. Unter dem Eindruck der Ereignisse hatte man jedoch vergessen, den Führenden zum Nachtanken hereinzuholen, so dass ihm zum Ende der vorletzten Runde das Benzin ausging. Mit bereits stehendem Motor gelang es Lang noch an die Box zu rollen. Bis er aber wieder auf die Strecke zurück kam, war der zweitplatzierte Hasse auf Auto Union gerade durchgefahren. In einem dramatischen Finale kämpfte sich Lang wieder vorbei. Es war Langs erster Grand Prix-Sieg.

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Mercedes-Benz W154/39 versus Auto Union D   1939 Grand Prix de l′ACF, Reims-Gueux
Lang / Mercedes-Benz W134/39 versus Nuvolari / Auto Union D

Wieder waren die deutschen Werke Daimler-Benz und Auto Union mit vollem Einsatz vertreten. Die Auto Union-Rennwagen verfügten nun auch über eine zweistufige Aufladung. Der spanische Bürgerkrieg war zu Ende und Tazio Nuvolari startete, während die französischen Rennen von den italienischen Teams weiterhin boykottiert wurden. Immerhin waren drei private Alfa Romeo, zwei Delahaye und drei Talbot mitangetreten.
Auf der verbesserten Strecke dominierten die Mercedes-Fahrzeuge das Training, auf den langen Geraden erreichten sie 300 km/h. Ein Regenschauer sorgte für eine kurze Verzögerung, bevor das Rennen begann. Nuvolari auf Auto Union erwischte einen hervorragenden Start und führte vor dem Mercedes-Trio Caracciola, Lang und von Brauchitsch. Caracciola, der unbedingt an Lang vorbei wollte, übertrieb, rutschte von der Strecke und prallte gegen eine Hauswand, wobei sein Kraftstofftank platzte.
Lang und Nuvolari lieferten sich nun ein gewaltiges Duell um die Führung, das Lang nach sieben Runden gewann und er zog davon. Doch Nuvolari gab nicht auf und beide Fahrer fuhren am Limit. Das war aber mehr, als das Getriebe von Nuvolaris Auto Union aushalten konnte. Lang hatte nun einen Vorsprung von 38 Sekunden vor Müller auf Auto Union und Mercedes-Teampartner von Brauchitsch.


Lang auf Mercedes-Benz W134/39 hier noch vor Sieger Müller auf Auto Union D

In Runde sechzehn war Langs Führung auf eine Minute gewachsen. Hinter ihm hatte von Brauchitsch begonnen, Müller herauszufordern, als plötzlich sein Mercedes mit einem gebrochenen Kolben den Geist aufgab. Lang fuhr weitere Rekord- runden, bis Neubauer ihm »langsamer» signalisierte, da er als einziger Mercedes gegen drei Auto Union übrig geblieben war
Gegen Rennmitte begannen allgemein die Tankstopps. Nach einer halben Minute und ohne seinen Vorsprung zu verlieren war Lang wieder draußen. Und erneut begann er einen weiteren Vorsprung herauszufahren, als plötzlich Rauch aus seinem Auspuff quoll. Der Mercedespilot fuhr weiter, aber kurz darauf platzte auch bei ihm ein Kolben und machte das Rennen zu einem Mercedes-Desaster.
Müller auf Auto Union lag jetzt in Führung und, als es zu regnen begann, fuhr er langsam seinem ersten Grand-Prix-Sieg entgegen. Mit einer Runde Rückstand überquerte nach ihm Teamkollege Meier die Ziellinie und bescherte damit der Auto Union einen erfreulichen Doppelsieg. Auch der dritte Auto Union erreichte das Ziel – als Sechster vier Runden zurück.

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Maserati 8 CTF – Mercedes-Benz W154/39   1939 Deutschland Grand Prix, Nürburgring
Der führende Lang auf Mercedes-Benz W154/39 an der Box

Bei typischen Eifelwetter war das Rennen gestartet. Der Turm der Burgruine in Dunst gehüllt, über die Höhen jagende Regen- schauer, die Strecke mit ihren Steigungen, plötzlichen Gefällen und scharfen Kurven nicht ungefährlich glatt. Über zweihundert- tausend Motorsportbegeisterte, von Wind und Regen unbeeindruckt, waren an den Ring gereist.
Wie schon gewohnt versprachen die Trainingszeiten wieder ein Rennen zwischen beiden deutschen Werken – fünf Auto Union gegen vier Mercedes-Benz füllten die ersten vier Startreihen. Gegen sie traten diesmal – außer drei Delaheyes und einem privaten Alfa Romeo – vier Maseratis an, darunter zwei der schnellen 8CTF vom Maserati-Werksteam mit Luigi Villoresi und Paul Pietsch.
Aus der ersten Runde ging Lang als Führender hervor. Aber in Runde drei hörte er die gleichen Geräusche wie beim Frankreich-Grand Prix und fuhr an die Box, um nicht den Motor zu zerstören.
Natürlich war Rennleiter Neubauer wütend. An dem Auto war kein Defekt zu erkennen. Mercedes-Benz hatte hart daran gearbeitet, die Motorprobleme zu beheben, die beim Frankreich-Grand Prix aufgetreten waren. Neubauer schickte Nachwuchsfahrer Brendel ein Signal, damit Lang das Auto übernehmen könne. Aber der weigerte sich und fuhr stattdessen die bisher schnellste des Rennens. Vor der Adenauer Brücke schleuderte Pietschs Maserati vor Brendel, der Mercedes-Fahrer fuhr in den Graben und zerstörte das Auto. Neubauer tobte!
Nach dem Rennen wurde Langs Auto von Ingenieur Uhlenhaut getestet, aber er konnte keinen Fehler finden. Da forderte ein wütender Lang, den Motor an Ort und Stelle zu zerlegen – ein Kolbenfresser wurde sichtbar.


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Die Sensation beim Großen Preis von Deutschland – Paul Pietsch auf Werks-Maserati 8 CTF führt
Dicht hinter dem zweitplatzierten Mercedes mit von Brauchitsch lag Paul Pietsch, der sich kontinuierlich nach vorne gearbeitet hatte, in seinem roten Werksmaserati. Kaum hielt nun auch von Brauchitsch zum Zündkerzenwechsel an der Box, war die Sensation perfekt: Pietsch führte! Keiner hatte erwartet, dass der 8 CTF so schnell sein kann.
Tazio Nuvolari auf Auto Union D führt
Doch Nuvolari im Auto Union, nur wenige Meter hinter Pietsch, griff den Maserati-Fahrer an. Ein scharfer Zweikampf entbrannte und bald hatte sich Nuvolari die Führung erzwungen.
Auf der glatten Bahn kamen die Wagen ins Rutschen, das nasse Wetter machten den Kerzen zu schaffen, ein Fahrer nach dem anderen fiel aus. Die Boxenaufethalte wirbelten ständig die Positionen der Spitze durcheinander. Erst lag Nuvolari vorne, dann Müller, dann Caracciola, dann Hasse. Pietsch hielt sich tapfer hinter der Führungsgruppe. Alle anderen noch im Rennen befindlichen Fahrern lagen ein bis drei Runden zurück. Und das bei Halbzeit!
Ein Ereignis ganz besonderer Art - der Zeppelin über dem Nürburgring
Ein Ereignis ganz anderer Art fand noch zu diesem Zeitpunkt des Rennens statt. Der bei Beginn durch den Lautsprecher angekündigte Zeppelin war pünktlich über dem Nürburgring eingetreoffen. Der Rundfunkreporter führte mit dem Luftschiff eine angeregte Unterhaltung, bei der alle zuhören konnten. Für die Beteiligten damals ein unvergessliches Erlebnis.
Rudolf Caracciola auf Mercedes-Benz W154/39 siegt beim Großen Preis von Detschland
Unten auf dem Ring ging das Rennen seinem Ende entgegen. Mercedesfaher von Brauchitsch hatte wegen eines Loches im Tank aufgegeben. Bei Stuck war sein Auto Union mit Maschinenschaden auf der Strecke liegengeblieben und Teampartner Hasse war aus der Kurve geflogen. Auch bei Nuvolari versagte der Motor seinen Dienst. Von den beiden deutschen Werken war nur noch je ein Fahrer im Rennen.
Der Mercedes Caracciolas führte mit einem Abstand von fast einer dreiviertel Minute vor Müllers Auto Union. Da – die Fahne Neubauers! Für Caracciola hieß das, vorsichtshalber noch einmal tanken. Nach siebzehn Sekunden war er wieder draußen und unter dm brausenden Jubel der Zuschauer fuhr, nach der schnellsten Rekordrunde und unerhört taktischer Fahrt, der »Regen- meister« Rudolf Caracciola auf Mercedes als erster vor Herman-Paul Müller auf Auto Union durchs Ziel.
Keiner unter den Teilnehmern und Zuschauern ahnte an diesem Tage, dass dies der letzte Sieg eines Silberpfeils auf dem Nürburgring sein würde!
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1939 Schweiz Grand Prix, Bern Sieger Hermann Lang auf Mercedes-Benz W154/39

Um den Zuschauern nicht nur ein rein deutsches Duell zu bieten und die Italiener zu animieren, mit größerer Beteiligung am Schweizer Grand Prix teilzunehmen, ließen die Schweizer Organisatoren das diesjährige Rennen in mehreren Läufen austragen. Eines für Voiturette-Fahrzeuge und eines für Grand Prix-Wagen, wobei die Besten aus jedem Lauf in ein kombiniertes Finale gingen. So traten im Schlusslauf vier Mercedes-Benz, vier Auto Union, zwei Alfa Romeo und sechs Maserati gegen einander an.
Als der Entscheidungslauf startete, begann es in Strömen zu regnen. Sofort übernahm Lang mit seinem Mercedes die Führung vor Farina auf Alfa Romeo, der sich lange dicht hinter ihm hielt. Nachdem sieben Runden später der Regen nachließ, gelang es Caracciola am Alfa Romeo vorbei zu ziehen und zu seinem Teamkameraden aufzuschließen. Es entspann sich ein – von der Menge euphorisch angefeuertes &ndas; nervenaufpeitschendes Mercedes-Duell über 20 Runden.
Es ging um die Weltmeisterschaft und natürlich wollte Rennleiter Neubauer Caracciola siegen sehen und gab Lang Order, langsamer zu fahren. Als aber klar wurde, dass Caracciola die Verfolgung nicht stoppen würde, stellte sich Langs Frau neben Neubauer, nahm ihm die Flagge weg und forderte nun ihrerseits ihren Mann auf, wieder zu beschleunigen! Aber Caracciola kam näher.
Als es in die letzte Runde ging, betrug Langs Vorsprung nur noch zwei Sekunden, beide Fahrer fuhren am Limit – mit 3 Sekunden Vorsprung auf Caracciola rettete sich Lang ins Ziel. Von Brauchitsch vervollständigte für Mercedes-Benz dann noch den 1-2-3-Sieg.
Oben auf dem Bild links
Sieger Hermmann Lang vor dem zum zweiten Mal überrundeten Auto Union mit Stuck

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1939 Belgrader Stadtrundrennen, Jugoslawien von Brauchitsch Mercedes-Benz W134/39 dreht sich, Nuvolari Auto Union D braust heran

Für den Sonntag, den 3. September 1939, wurde auf den Straßen von Belgrad, der Hauptstadt Jugoslawiens, als Hauptereignis im Rahmen der Feier zum 16. Geburtstag des Königs von Jugoslawien, Peter II, ein internationaler Renntag organisiert und ein Rund- kurs um einen kleinen Berg mit der riesigen alten türkischen Festung Kalemegdan angelegt. Die Strecke war nicht einfach zu befahren, da sie viele Bodenwellen hatte, teilweise aus Kopfsteinpflaster bestand und sich auf ihr Straßenbahnschienen kreuzten. In der Nähe des Eingangs zum Kalemegdan wurden mehrere Tribünen errichtet. Für stehende Zuschauer waren entlang der gesamten Strecke Bereiche abgegrenzt.
Tage vor dem Rennen kreisten Flugzeuge über großeren Städten des gesamten Königreichs und warfen Flugblätter ab, mit der Aufforderung, »alle Vorteile und Rabatte zu nutzen und das gröte Sportereignis nicht zu verpassen«. Die Eisenbahn reduzierte ihre Ticketpreise aus anderen Teilen Jugoslawiens nach Belgrad um 66%. Die Post gab zu diesem Anlass eine spezielle Serie von 4 Briefmarken heraus. Der Kunstpavillon Cvijeta Zuzoric in Kalemegdan wurde vorübergehend in ein Postamt umgewandelt, in dem Besucher Umschläge und Briefmarken mit Sonder-Poststempeln kaufen konnten.
Die gesamte Veranstaltung umfasste acht Rennen, fünf davon mit weniger leistungsstarken Automobilen und zwei mit Motorrädern. Der Höhepunkt aber war der Grand Prix mit den großen Wagen und den international bekannten Fahrern. Die Belgrader erwarteten die berühmten Fahrer, obwohl die noch nie in Belgrad waren. Aber in den Kinos wurden großartige Berichte über sie gezeigt. Französische und ungarische Mannschaften kamen ebenfalls, aber die Rivalität zwischen den beiden deutschen Ställrn war die Hauptattraktion.
Ab dem 25. August fuhren die Mitglieder der deutschen Teams mit ihren Autos 1.400 Kilometer von Deutschlande über Wien und Budapest nach Belgrad und hatten ihre eigenen Tankwagen dabei. Fahrer aus Großbritannien kamen aus Sicherheitsgründen nicht, die Teams von Alfa Romeo und Maserati waren aufgrund des Verbots, Italien zu verlassen, ebenfalls abwesend.
Doch je näher der Renntermin rückte, um so mehr herrschte Verwirrung und Konfusion in Belgrad, zu unübersichtlich war die politische Lage. Wilde Gerüchte über deutsche Truppen an der polnischen Grenze und einen möglichen Krieg hielten sich den ganzen Abend. Am nächsten Morgen waren die Befürchtungen Wirklichkeit. Die Belgrader Zeitungen verkauften Sonder- ausgaben: »Deutschland im Krieg mit Polen«. Trotz des Kriegsausbruchs am 2. September fanden die Trainingsfahrten statt. Und während der ersten Rennen am 3. September kam die Nachricht, dass Großbritannien und Frankreich Deutschland den Krieg erklärt hatten.
Viele Teams waren bereits aus Belgrad abgereist. Doch dem Veranstalter, dem große finanzielle Verluste drohten, gelang es mit Not, die Teams von Auto Union und Mercedes-Benz zum Bleiben zu bewegen. Doch Manfred von Brauchitsch war bereits verschwunden. Mercedes-Rennleiter Alfred Neubauer suchte verzweifelt nach ihm und erfuhr schließlich, dass er zum Flugplatz gefahren sei, um sich zu Rudolf Caracciola in die neutrale Schweiz abzusetzen. Neubauer sprang in sein Auto, fuhr hektisch durch die Stadt und erreichte den Flughafen noch rechtzeitig, wo von Brauchitsch bereits im Begriff war, ins Flugzeug einzusteigen. Er nahm seinen Piloten mit zurück und planmäßig konnte der Grand Prix beginnen.
Zwei Mercedes-Benz W154 mit von Brauchitsch und Lang und zwei Auto Union Typ D mit Nuvolari und Müller nahmen das Rennen über 50 Runden auf. Einziger Nicht-Silberpfeil war der Serbe Bosko Milenkovic auf einem privaten Bugatti Typ 51.
Während des Rennens traf ein Stein die Brille des Mercedesfahrers Lang und verletzte sein Auge, sodass er sich aus dem Rennen zuruckzog. In der 16. Runde verlor der sehr stürmisch fahrende von Brauchitsch auf dem glatten Kopfsteinpflaster in der Kurve vor der französischen Botschaft die Kontrolle über seinen Wagen, der Mercedes stellte sich quer, als wie aus dem Nichts Nuvolari mit seinem Auto Union heranbrauste.
Tazio Nuvolari gewann diesen letzten Grand Prix vor dem Zweiten Weltkrieg auf dem Typ D Doppelkompressor vor Manfred von Brauchitsch im Mercedes-Benz W154 und Hermann Paul Müller im zweiten Auto Union. Milenkovic wurde mit 19 Runden Rückstand Vierter.
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Kaum waren die Teams von Mercedes-Benz und Auto Union nach Deutschland zurückgekehrt, beschlagnahmte die Wehrmacht ihre Lastwagen. Die so siegreichen deutschen Rennställe hatten aufgehört zu existieren.
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Die Silberpfeil-Ära - Ausklang - Das Jahr 1939
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