Walter Gotschke Bildarchiv
 
Internationale Langstreckenrennen 1927 - 1933
1927 Die Erste Mille Miglia quer durch Italien
In knapp drei Monaten hatte der Automobulclub von Brescia, einst die Heimat von Italiens Motorsport und nun durch Monza ins Abseits gedrängt, ein Rennen organisiert, das es so seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr gab: ein Straßenrennen, für Fahrzeuge aller Klassen offen, durch kaum abgesperrte Städte und Dörfer, zwei Mal quer durch Italien, von Brescia im Norden über Pässe durch den schweren Apennin nach Rom im Süden und wieder zurück nach Brescia.
Eine Route von etwa 1600 Kilometern, 1000 Meilen: Die Mille Miglia.
Italiens Staatsoberhaupt Benito Mussolini gab sofort seine Zustimmung. Sah er doch im Automobilsport eine vorwärtstreibende Kraft für die moderne Zivilisation. Denn – zwar waren Autorennen in Italien sehr erfolgreich, aber der Verkauf von Wagen an Privatfahrer doch sehr zögerlich. So würde die Mille Miglia zugleich eine Leistungsschau der italienischen Automobil-Industrie und ihres hohen Leistungsstandards sein.
Und sie kamen, aus ganz Italien, von überall her. Junge Männer, die Söhne des alten Adels und wohlhabender Eltern, mit mehr Pferdestärken als Talent. Siebenundsiebzig Nennungen lagen vor für die erste Mille Miglia, am 26. März 1927.
1927 Erste Mille Miglia  Italien      Graf Caberto Conelli auf Bugatti 37A Sieger der 1,5-Liter-Klasse
In knapp drei Monaten hatte der Automobulclub von Brescia ein Rennen organisiert, das es so seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr gab: ein Straßenrennen, für Fahrzeuge aller Klassen offen, durch kaum abgesperrte Städte und Dörfer, zwei Mal quer durch Italien, von Brescia im Norden über Pässe durch den schweren Apennin nach Rom im Süden und wieder zurück nach Brescia. Eine Route von etwa 1600 Kilometern, 1000 Meilen: Die Mille Miglia.
Aus ganz Italien, von überall her waren sie gekommen, junge Männer, die Söhne des alten Adels und wohlhabender Eltern, mit mehr Pferdestärken als Talent. Für alle war es eine Fahrt ins Ungewisse. Siebenundsiebzig Nennungen lagen vor für die erste Mille Miglia, am 26. März 1927. 14 Kontrollpunkte für die am Rennen teilnehmenden Wagen waren eingerichtet worden, mehr als 25 000 Polizisten sollten für Sicherheit sorgen und die enthusiastischen Zuschauer in ihre Schranken weisen. Am Ende war der Triumph war perfekt, als ein OM aus Brescia mit den Werksfahrern Ferdinando Minoia und Giuseppe Morandi das Rennen gewann.
In dem Siegertrubel weitgehend unbemerkt landete auf dem fünften Platz ein Bianchi, den ein junger Mantuaner Motorrad-Rennfahrer steuerte und der beschloss, sich weiterhin primär auf  vier Räder zu konzentrieren. Tazio Nuvolari schwor sich, dass bald schon jeder seinen Namen kennen würde.
In den schroffen Felsen der Apenninen am Futa Pass sehen wir hier den Grafen Caberto Conelli in seinem Bugatti 37A durch den schmutzigen Nebel fahren – am Ende wurde er Sieger der 1,5-Liter-Klasse.
Einzigartig war ein Rennen zwischen  – Europa und Amerika!
1928 Hispano-Suiza Type H6c vs Stutz Bear BB Blackhawk        Indianapolis Motor Speedway, USA
Eine nicht ganz präzise Formulierung, doch handelte es sich immerhin um eine 25 000 Dollar-Wette zwischen C.T. Weymann
und Fred Moskowitz: Weymann war der berühmteste französische Karosseriefabrikant und besaß einen großen Hispano-Suiza, Moskowitz war Direktor der amerikanischen Stutz-Autofabrik.
Beide waren keine Rennfahrer. Jeder behauptete, sein Fabrikat wäre das beste und schnellste. Und so einigte man sich auf
ein 24-Stunden-Rennen auf der Indianapolis-Rennbahn unter der Bedingung, dass beide Fahrzeuge nicht frisiert werden dürften.
Der Hispano-Suiza wurde von Weymann selbst und von Robert Bloch, der Stutz von den berühmten Rennfahrern Frank Lockhart und Tommy Milton gefahren.
C.T. Weymann gewann die 25 000 Dollar, da der Stutz nicht nur viele Defekte hatte, sondern nach 19 Stunden die Weiterfahrt verweigerte. 1 : 0 für Europa!
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Mercedes-Benz SS Tourenwagen    1929 Ards Tourist Trophy Race, Ireland
1929 Ards Tourist Trophy Race, Ireland      Caracciola auf SS Tourenwagen
Weltwirtschaftskrise  –  wie viele andere Industriezweige auch kämpften die Automobiflabriken um ihre Existenz  – 
Siege bei internationalen Rennbeteiligungen waren immer noch absatzfördernd. Daimler-Benz entschloss sich daher, zwei seiner Mercedes-Benz SS Sport Tourenwagen für Rudolf Caracciola und Otto Merz zum RAC-Tourist-Trophy-Rennen nach Irland zu schicken.
Schon im Training absolvierten die Deutschen beste Zeiten, unbeachtet von den englischen Sportfreunden. Herr Caracciola war ihnen kein Begriff. Das galt es auszunutzen. Die Wetten lagen günstig: für einen Sieg von Caratsch gäbe es mindestens 40faches Geld  –  Mercedes-Benz Rennleiter Alfred Neubauer setzte eine hohe Summe  –  und hatte es am Ende ganz und gar nicht zu bereuen  –  –  – 
Es handelte sich um ein Sportwagen-Handicaprennen, wo Sportwagen mit kleinem Hubraum Vorgaben bekamen. Ausgetragen wurde das Rennen auf einer knapp 22 Kilometer langen schwierigen Strecke auf sehr schmalen Straßen im Norden Irlands, die Überholen sehr schwer machte. 30 Runden waren zu bewältigen.
Es goss in Strömen, die halbe Million irischer Zuschauer verschwand unter Regenschirmen. Ein Marathonrennen begann,
auf meist total überfluteten Straßen, Stürme peitschten über den Kurs, durchnässten die Fahrer deren Fahrzeuge hoch aufwirbelnde Wasserfontänen auf die Nachfolgenden spritzten. 46 von den angestreten 63 Wagen fielen aus:
alle Amerikaner, alle Franzosen, die meisten Engländer  –  unbeirrbar gleichmäßig fahrend zog Caracciola seine Runden.

Drei Runden vor Ende des Rennens lag er eine knappe Minute hinter dem führenden Alfa Romeo 6C 1750SS Competition Tourer von Giuseppe Campari, beschleunigte leicht das Tempo, und in der letzten, am Anfang der Geraden, zog der Mercedes am Alfa vorbei  –  es war der größte Erfolg des Jahres für Rudolf Caracciola.
Mit dem schweren 7 Liter-Kompresser-Mercedes hatte er die beste Zeit des Tages gefahren, neuen Strecken- und neuen Rundenrekord  –  nach Caracciolas trumphalen Sieg kaufte Lord Howe den Wagen und fuhr ihn noch mehrere Jahre.
1930 Mille Miglia, Italien       Tazio Nuvolari auf Alfa Romeo 6C 1750 GS spider Zagato
Nach dem großen Erfolg der ersten Mille Miglia, hatten die Veranstalter eine Beteiligung ausländischer Fahrzeuge angestrebt, jedoch mit mäßigem Erfolg. So blieben die Italiener mehr oder weniger unter sich. Vor allem Alfa Romeo dominierte und siegte. Der Mangel an fremdländischer Beteiligung schien den einheimischen Fans gar nichts auszumachen. Sie schlossen die Veranstaltung in ihr Herz und machten sie zu ihrem nationalen Freudenfest.
1925 war innerhalb weniger Monate aus Vittorio Janos Erstlingswerk bei Alfa Romeo, dem P2, ein fantastischer Straßen-Sportwagen entwickelt worden, der zum Urvater aller Alfa-Sportwagen werden sollte: Der 6C 1500. Durch Erweiterung von Bohrung und Hub entstand 1929 sein Nachfolger, der 6C 1750. Alfa Romeo lieferte ihn als fahrbereites Chassis aus, die
Kunden wählten ihren Karosseriebauer wie Castagna, Farina, Touring oder Zagato selbst aus. Zagato-Aufbauten waren wegen ihres geringen Gewichts im Motorsport besonders beliebt.
Vittorio Jano hatte die beiden Nachwuchstalente Tazio Nuvolari und Achille Varzi in seine Alfa-Mannschaft geholt und damit viele harte und spektakuläre Duelle der beiden, so auch bei der Mille Miglia von 1930, dem ersten großen Rennen der Saison.
Diesmal traf Alfa Romeo auf nennenswerte Konkurrenz: Daimler-Benz hatte einen 7-Liter Mercedes Benz SSK für Rudolf Caracciola mit dem rennerfahrenen Christian Werner als Beifahrer gemeldet. Auch Maserati stand mit einem neuen 8-Zylinder Tipo 26M Sport am Start – der sich zu Beginn als überlegen erwies. Doch schon in der kurvenreichen Strecke hinauf zum Raticosa Pass versagten seine Bremsen, der Wagen rutschte ins Aus. Caracciola mit dem schweren Mercedes verfehlte bei der Nachtfahrt zwei Mal den Weg und fiel weit zurück. Die in Front liegenden Alfa Romeo-Piloten Nuvolari, Varzi und Campari lieferten sich in ihren 6C 1750 mehrere Kopf-an-Kopf-Rennen,  fast zeitgleich erreichten Varzi und Nuvolari Rom, Altmeister Campari lag 7 Minuten zurück.
Nach langem Zwischenkampf  hatte sich jetzt Varzi von dem eine Minute nach ihm gestarteten »fliegenden Mantuaner« abgesetzt und, den Sieg schon fast in der Tasche, raste er durch die Küstenstraßen der Adria zurück Richtung Brescia. Doch dann wurde er von Tazio, der in dieser Nacht alles aus seinem Alfa herausholte und sich mit ausgeschalteten Scheinwerfern
an ihn heranpirschte, noch überrumpelt. In Italien entstand ein wahrer »Nuvolari-Mythos« und der verblüffte Varzi wechselte noch in dieser Saison entnervt zu Maserati.

Mit seinem co-driver Battista Guidotti gewann Tazio Nuvolari die Mille Miglia, als Erster mit einer Duchschnitts- geschwindigkeit von 100 Kilometern in der Stunde. Das machte ihn mit einem Schlag ungemein poplär.
1931 Mille Miglia, Italien       Alfa Romeo 8C 2300
Für die neuen Bestimmungen im Rennsport, die 1931 in Kraft traten, hatte Alfa Romeo beschlossen, einen neuen 8-zylindrigen Rennwagen herzustellen. Durch Erweiterung des 1750-Sechszylinders entstand der 8C 2300, der dem 6C 1750 zum Verwechseln ähnlich sah. Mit zwei Vierzylinder-Alu-Blöcken hintereinander, zwei obenliegenden Nockenwellen, mit Kompressor-Aufladung und 2300 ccm Hubraum war er der dritte große Alfa-Entwurf von Vittorio Jano.
Der 8C 2300 Spider mit Zagato, mit Kotflügeln, die mit der Karosserie verbunden waren, gab sein Renndebüt bei der Mille Miglia im April 1931. Tazio Nuvolari mit Beifahrer Guidotti und Luigi Arcangeli mit Guatta fuhren dort zwei neue 8C.
Das Rennen begann gut für Alfa Romeo – der neue 8C war sehr schnell, die halbe Strecke bis Rom lag Nuvolari in Führung. Doch die Reifen hielten das Tempo nicht aus. Nach neun Reifenwechsel rutschte Arcangeli ins Aus und Nuvolari  fiel nach neunzehn Mal Wechseln so weit zurück, dass an einen Sieg nicht zu denken war.  Nach 16 Stunden fuhr der diesmal bestens organisierte Caracciola mit seinem Mercedes als Erster in Brescia ein.
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Mercedes-Benz SSKL    1931 Mille Miglia, Italien
1931 Mille Miglia  Italien     Caracciola auf Mercedes-Benz SSKL
Sehr schnell war um die Mille Miglia die Legende entstanden, dass niemals ein Ausländer gewinnen könne, da ein hohes
Maß an lokalen Kenntnissen erforderlich wären. Aber der Mythos zerbrach, als Rudolf Caracciola zum zweiten Mal an diesem Rennen teilnahm. Das Jahr zuvor hatte er eine unglücklich späte Startnummer erwischt und musste auf den zumeist unbefestigten Straßen den größten Teil des Rennens in der Nacht fahren. Dazu hatte er noch das Pech, dass seine Scheinwerfer nicht funktionierten. Immerhin war er als Sechster ins Ziel gekommen.
Das 1000-Meilen-Rennen von Brescia 1931 war die erste große Bewährungsprobe des kleinen Ein-Mann-Rennstalls von Rudolf  Caracciola. Bei Daimler-Benz in Untertürkheim hatte man dem Typ SSK nicht nur mehr PS gegeben, sondern
ihn auch einer Abmagerungskur unterzogen und damit den SSKL (Super-Sport-Kurz-Leicht) geschaffen. Trotzdem war der
Wagen im Vergleich zu den kleinen, wendigen und leichten italienischen Fahrzeugen, die zum Großteil verkappte Renn- wagenkonstruktionen waren, eine unhandliche »Lokomotive«. Die Führung des Wagens war anstrengend. Zudem waren
die italienischen Wagen ausnahmslos mit je zwei gleichwertigen Fahrern besetzt, die sich gegenseitig ablösen konnten. Caracciola hatte keine Ablösung, er wurde nur von seinem treuen Mechaniker Wilhelm Sebastian begleitet.

Allein Alfa Romeo hatte nicht weniger als 20 Lastwagen an der Strecke postiert und dafür gesorgt, dass seinen Fahrern alle 15 bis 20 Kilometer ein kleiner Junge mit Benzinkanne und Reifen zur Verfügung stand. Der Deutsche hatte nur drei Mann zur Verfügung. Aufbauend auf den letztjährigen Erfahrungen wurden vier Depots an bestimmten Stellen verteilt, wobei nach Durchgang das Erste abgebaut und an der dritten Stelle wieder aufgebaut wurde.
Das Rennen begann gut für die Italiener,  Nuvolari führte  –  bis Rom  – 
eine Minute nach ihm brauste dann Caracciola an der verblüfften Menge vorbei –  die Eviva-Rufe zur Begrüßung der italienischen Fahrer verstummten –  der Deutsche war bis jetzt die beste Zeit gefahren! Bis jetzt!
Nach Rom häuften sich die Zwischenfälle. In den Abruzzen –  schlechte Straßen, Schotter, Kies, Staub und Schlaglöcher, enge Kurven, Steigungen, Gefälle, Schluchten und Felsabstürze  –  ein Schaden am Gasgestänge des Mercedes und das Kompressorgestänge verbogen  –  fieberhaft arbeitete Sebastian  –  Scheinwerfer tauchten auf  –  ein Alfa Romeo nach dem anderen zog vorbei. Zwanzig Minuten Verlust. Ein Uhr morgens. Weiter ging's.
Da ein Bahnübergang, vor lauter Müdigkeit reagierte Caracciola zu langsam  –  der Wagen schleuderte hin und her  – 
Rudi kämpfte mit dem Koloss haarscharf an einer Wand, an der Katastrophe vorbei  –  für Sekunden war er im Begriff aufzugeben. Doch weiter  – 

Caracciola holte auf,  in gestaffelter Formation, um sich gegenseitig zu leuchten, lagen drei Alfa Romeo in Sichtweite vor ihm. Der neue Tag brach an, gleichzeitig senkte sich eine weiße milchige Wand herab, Nebel. Und dann geschah es:
Vorne machte die Straße einen leichten Knick, früher verlief sie geradeaus weiter, die Bäume standen noch. Im Nebel täuschten sie eine falsche Richtung vor. Mit 140 Stundenkilometern brausten die Alfa Romeo-Fahrer in die aufgelassene Chaussee, rumpelten über Schlaglöcher  –  –  Caracciola sah das  –  blitzschnell schlug er das Steuer ein  –  –  – 
Nach 16 Stunden, 10 Minuten und 10 Sekunden fuhr Caricciola in Brescia durchs Ziel. In neuer Rekordzeit. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 101,1 Stundenkilometern  –  die Sensation war perfekt.
Aston-Martin beim 1931 24-Stundenrennen von Le Mans
Auch Frankreich hatte sein eigenes Langstreckenrennen.
Anfang der Zwanziger Jahre plante Georges Durand, der Sekretär des Automobile Club de l′Ouest, neben dem Grand Prix des ACF ein französiches Langstreckenrennen für Tourenwagen zu veranstalten, um damit die Leistungsfähigkeit ganz normaler Straßenwagen zu demonstrieren. Zusammen mit Charles Faroux, dem Herausgeber der Fachzeitschrift La Vie Automobile, und Emile Coquille, dem französischen Vertreter der Reifenfirma Rudge-Whitworth, wurde die Idee verwirklicht: 1923 fand das erste 24-Stunden-Rennen in le Mans statt, auf einer Rundstrecke von 17,262 Kilometern, die zum Teil über öffentliche Straßen lief. Es wurde zum härtesten Autorennen der Welt.
1931 waren erstmals Werksteams von Bugatti und Alfa Romeo am Start, auch die beiden britischen Marken Aston Martin und MG gaben ihr Debüt an der Sarthe.
Im Rennen machten den Bugattis ihre Michelin-Reifen große Probleme. Nach einem Reifenschaden hatte Graf Caberto Conelli einen schweren Unfall, bei dem ein Zuschauer den Tod fand. Ettore Bugatti zog daraufhin die beiden weiteren Wagen aus dem Rennen. So wurde es zu einem Duell der Alfa Romeos gegen den Mercedes-Benz Tourenwagen von Boris Iwanowski, den ein Alfa Romeo 8C 2300 LM gewann.
Hier der Aston Martin SS Limited »GT2453« vor dem berühmten Anderthalbliter »GO1203«, der sich den fünften Rang sichern konnte.
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Alfa Romeo 8c 2300 Spider Zagato    1931 - 1933 Mille Miglia, Italien
1931 - 1933 Mille Miglia  Italien      Alfa Romeo 8c 2300 Spider Zagato
Nach dem letztjährigen Schock, den der erste Sieg einer nicht-italienischen Marke seit Bestehen der Mille Miglia 1927 ausgelöst hatte, war Alfa Romeo unter starken nationalen Druck geraten. In Italien hatte ein rotes Auto zu gewinnen und man hatte auch nicht davor zurückgescheut, den inzwischen arbeitslosen Caracciola für das Team zu gewinnen. Über den Winter 1931/32 war der schnelle 8C modernisiert worden, unter anderem mit kürzeren Frontfedern versehen um damit die Bremsleistung zu verbessern.
1932 bei der Mille Miglia traten insgesamt elf Alfa Romeo 8Cs an, davon vier vom Werk für Campari, Borzacchini, Nuvolari und Caracciola, der den letztes Jahr beim Training zum italienischen Grand Prix in Monza tödlich gestürzten Arcangeli ersetzte. Bei Ankunft in Rom führte Caracciola, doch dann ließ ihn sein Wagen im Stich. Campari und Nuvolari, beide in einen Unfall verwickelt, waren ausgeschieden, der Sieg ging an Borzacchini  –  alles in allem waren unter den Ersten Zehn neun Alfa Romeos.
Ende 1932 kapitulierte auch Alfa Romeo vor den Folgen der Weltwirtschaftskrise und zog sich werksseitig aus dem Rennsport zurück. Enzo Ferrari übernahm in seine 1929 gegründeten Scuderia die Renneinsätze der Werkswagen und für die Mille Miglia 1933 meldete er zwei Alfa Romeo 6C und vier 8C. Mit den Alfa Romeo-Werkswagen hatte er auch deren Fahrer übernommen. In Rom führte Borzacchini mit drei Minuten Vorsprung auf  Nuvolari,  fiel aber kurz danach mit Zylinderdefekt aus.  Nuvolari gewann.
1933 Mille Miglia,  Italien      Nuvolari - Compagnoni siegen auf Alfa Romeo 8c 2300 Spider-Zagato
Alfa Romeo, nun auch ein Opfer der allgemeinen wirtschaftlichen Misere, hatte sich aus jeder Rennbeteiligung zurückgezogen. Das weiße Dreieck mit dem Kleeblatt auf den roten Wagen musste einem mit dem aufsteigenden Rappen auf gelben Grund weichen: dem Symbol der »Scuderia Ferrari«. Doch noch waren es Alfa Romeo.Und die machten wieder das Rennen unter sich aus und waren am Ende  –  bis auf eine Ausnahme auf Rang 11, ein Lancia,  –  auf den Plätzen 1 bis 20 zu finden.
Tazio Nuvolari, der, arbeitslos geworden, bei Ferrari angeheuert hatte, und Beifahrer Decimo Compagnoni fuhren ein bravouröses Rennen. Als Erste erreichten sie mit dem Ferrari-Alfa Romeo 2300 Spider-Zagato Brescia, von ihren Landsleuten mit tobendem Beifall begrüßt.  Nuvolari war auf seinem sportlichen Höhepunkt.

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